Was ist eigentlich deutsch?
Bewertet mit 4 Sternen
Axel Hacke fragt sich in seinem Buch, was denn nun eigentlich deutsch sei. Zu oft habe dieses Wort eine eher negative Konnotation - manche Dinge seien zum Beispiel zu deutsch. Doch was zeichnet die Deutschen wirklich aus, wie und wofür leben sie?
Der Titel deutet aus meiner Sicht auf Reiseberichte über die größten Städte und tollsten Sehenswürdigkeiten Deutschlands hin, doch Hacke zeigt anhand von einzelnen Lebensgeschichten, was für ihn typisch deutsch ist. Dabei sind einige Orte, von denen er berichtet, eher klein und unbekannt. Der Autor legt offenbar Wert darauf, das "echte" Deutschland und damit unbekannte, einfache Leute in den Fokus zu rücken. Es handelt sich meist um Alltagssituationen (zum Beispiel abends in einer Kneipe), was die Gespräche mit den Menschen, die er trifft, eher zwanglos und nicht wie Interviews wirken lässt. Ab und zu findet sich auch ein Kapitel über Orte und Menschen, die der Autor nach vielen Jahren mal wieder besucht bzw. trifft. Er hebt Entwicklungen hervor, während er dennoch ein wenig nostalgisch von früher erzählt. Verglichen werden (in meinen Augen jedenfalls) häufig die Zeiten vor und nach dem Mauerfall.
Ich finde, im Buch geht es hauptsächlich um Gewinner und Verlierer, aber vor allem um Menschen, die immer wieder aufstehen. Manche Kapitel gestalten sich ziemlich lustig (wie zum Beispiels das Kapitel "Deutsche Männer und das Meer"), manche eher tragisch (z. B. "Helga") und bei manchen Leuten fällt einem nur das Wort liebenswürdig (oder gelegentlich vielleicht auch schrullig) ein.
Ich habe dieses Buch im Zuge der Aktion Lesefreunde geschenkt bekommen, was wahrscheinlich der einzige Grund ist, warum ich es gelesen habe. Axel Hacke hat schon recht - das Wort deutsch ist tatsächlich auch für mich negativ konnotiert. Hätte ich den Titel "Deutschlandalbum" beim Stöbern in einer Buchhandlung gesehen, hätte er mich nicht sonderlich angesprochen. Ich bin deutsch - warum soll ich ein Buch übers Deutschsein lesen? Meiner Meinung nach muss man das nicht. Dennoch finde ich das Buch sehr schön, da ich schon ab und zu gerne kleine Anekdoten (...kann man das so sagen?) lese, die einem Tränen verschiedener Art in die Augen treiben. Das Deutschlandalbum ist mit viel Herz und wenig Vorurteil geschrieben. Hacke bemüht sich, jedem der Menschen, die er beschreibt, gerecht zu werden. Allein das macht das Buch schon lesenswert.