Rezension

Was ist los im Allgäu?

Fromme Sünde -

Fromme Sünde
von Xaver Maria Gwaltinger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Bischof ist beunruhigt. Die Pfarrer sind besorgt. Die Eltern schieben Panik. Und das Schlimmste ist: Wir wissen nix!...“

 

Mit diesen Worten fasst Herr Metzger, der Personalchef vom Bistum Augsburg, die Probleme für Hobbydetektiv Emil Bär im Allgäu zusammen. Doch er ist nicht der einzige, der bei Bär auf der Matte steht. Auch die Nachbarin kommt mit ihren Sorgen. Ihre beiden Mädels verhalten sich ungewöhnlich. Und Tom Tommer, der Polizeipräsident, erscheint auf der Alm, weil die Kriminalität rapide abgenommen hat und er nicht weiß, warum und wieso.

In Franken hat der Privatdetektiv Philipp Marlein ein ganz anders Problem. Herr Klüngelbein hat Angst vor den neuen Tempelrittern und will ihn als Leibwächter engagieren. Eigentlich hat er wenig Lust, aber da das Geld stimmt, greift Philipp zu.

Der Autor hat einen spannenden und informativen Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dabei störte mich gar nicht, das ich die Vorgängerbände nicht kenne. Für das Verständnis der Geschichte sind die nicht notwendig. Ab und an tauchen die Fälle in Philipps Erinnerung auf, wenn er bekannte Orte besucht. Dadurch wird naturgemäß das Interesse des Lesers geweckt.

Begeistert bin ich vom Schriftstil des Autors. Der unterscheidet sich danach, welcher der Protagonisten gerade das Sagen hat. Beide agieren allerdings in ihrem Part als Ich – Erzähler. Von Kapitel zu Kapitel wird zwischen beiden gewechselt.

Bei Bär ist der Stil kurz, präzise, sofort auf den Punkt kommend.

 

„...Lehnte mich zurück.

Feierabend.

Endlich.

Nachmittags um halb fünf.

Rentnerfeierabend...“

 

Die Überschrift besteht konsequent aus zwei Worten, Bärs Name und Verb. Zu obigen Zitat gehört „...Bär lacht...“

Bei Philipp wird viel Wert auf seine ausführlichen Gedanken und Ideen gelegt. Außerdem ist hier die Geschichte der Maria Magdalena eingebettet, denn genau die ist Klüngelbeins Problem. Er will in den Mittelpunkt der christlichen Religion Maria Magdalena stellen und hat dazu schon ein Buch veröffentlicht. Das hat ihn seinen Job bei der katholischen Kirche gekostet. In einem zweiten Buch, das in wenigen Tagen im Kloster Ettal vorgestellt werden soll, verspricht er eine handfeste Überraschung – falls er den Tag erlebt.

Das Buch zeichnet sich durch eine umfangreiche Recherche des Autor aus. Ich erfahre die gängigen Erkenntnisse und Legenden über Maria Magdalena, kursiv im Text wiedergegeben, und darf Philipp und Klüngelbein auf ihrer Reise durch fünf Städte und deren Kirchen begleiten. Dort legt mir Klüngelbein seine Sicht zu manchen Bildern dar. Das kann ich glauben – oder auch nicht. Er hat viel Phantasie, der Mann.

Währenddessen hat Emil mit zwei Mädchengruppen zu tun. Die Mädels der Gegend sind aus der katholischen Jugend ausgetreten und machen ihr eigenes Ding. Da scheint aber manches recht eigenartige Wege zu gehen.

Ich mag den Humor der Geschichte und habe kein Problem mit dem Dialekt:

 

„...Für das, dass nix trinkst, schaust noch ganz fesch aus. Aber a bissle versorgt … Bier beruhigt. Der Hopfen...“

 

Auch das folgende Zitat steht für trockenen Humor der Allgäuer:

 

„...Mein Mann war immer das schwierigste von meinen Kindern. Seit ich ihn los bin, ist alles leichter. Kein Streit mehr, die Kinder folgen besser, und ich brauch mir nicht jeden Tag seinen Stuss anzuhören...“

 

Wenn ich alles aufzählen würde, was an Idee im Buch steckt und alles zitieren, was mir besonders aufgefallen ist, würde das den Rahmen der Rezension sprengen. Der Autor versteht es, fesselnd zu unterhalten, spitzfindige und hintergründige Dialoge zu schreiben und dabei noch über ein Kernthema zu informieren.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.