Rezension

"Was ist mit Bob?" - in Island und keine Komödie

Der Anhalter - Gerwin van der Werf, Gerwin van der Werf

Der Anhalter
von Gerwin van der Werf Gerwin van der Werf

Wer den Film "Was ist mit Bob?" kennt, kennt die Ausgangssituation dieses Romans, jedoch in der lustigen Variante. Ein niederländischer Vater, der den Kontakt zu seiner Familie verloren hat, will mit einem außergewöhnlichen Urlaub auf Island sein Familienleben retten. Dieser Vater, Tiddo, ist zunächst Sympathieträger, da er ja ein heheres Anliegen hat. Zur Mischung hinzu kommt nun ein merkwürdiger Anhalter, den die Familie zum einen so schnell nicht mehr loswird und den zum anderen die Frau und der Sohn plötzlich viel liebenswerter finden, als den Ehemann und Vater. Alles läuft also schief. 

Der Unterschied zum genannten Film ist jedoch nicht nur der Ernst der Situation sondern auch die psychologische Tiefe des Romans. Hier wird in den Gedankengängen des Ich-Erzählers Tiddo das langsame Zerfallen einer Familie durch Schicksalsschläge und Auseinanderleben dargelegt, das Unvermögen eines Mannes, seine Gefühle adäquat zu äußern und sein Abdriften in psychisch absonderliche Welten. Bald stellt sich die Frage, wer hier eigentlich der Störenfried ist.

Die Thematik des Romans ist nicht neu, jedoch die Szenerie, in die dieses Kammerspiel gebettet wird, fasziniert mich hier doch sehr. Die Landschaft Islands wird zum Katalysator für die Beziehungs- und Gefühlswelten der Protagonisten. Die Naturbeschreibungen sind intensiv und bildhaft. So wird dann der zunehmend nervige Hauptcharakter zur Nebensache.

Insgesamt ein guter bis sehr guter psychothrillerhafte Roman in der Einöde Islands.