Rezension

Was ist passiert vor all diesen Jahren?

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod - Gerhard Jäger

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
von Gerhard Jäger

Bewertet mit 5 Sternen

Im Zentrum steht die Geschichte um Max Schreiber, der in ein abgelegenes Bergdorf fährt um dort ein Buch über die Hexenverfolgung zu schreiben, über eine Frau, die auf unerklärliche Weise in ihrem Haus verbrannte. Doch mit dieser alte Geschichte stößt er nur auf Ablehnung unter den Dorfbewohnern und so entwickelt sich sein Buch viel mehr zu einem Bericht über seine Zeit im Dorf. Langsam akzeptieren ihn die Dorfbewohner und Max verliebt sich in die geheimnisvolle Maria, die nach dem Tod ihrer Eltern verstummt ist. Doch auch Georg, zu dem Max so etwas wie eine Freundschaft aufzubauen beginnt, buhlt um die Aufmerksamkeit von Maria.

Diese weit zurück liegende Geschichte wird umrahmt von der Geschichte um John Miller, der zurück reist in das Land seiner Kindheit und die Gerüchte um seinen Cousin Max Schreiber ein für alle mal klären möchte.

Zunächst dachte ich, ich finde keinen richtigen Zugang zu der Geschichte, die Figuren und Handlungen zogen verschwommen an mir vorbei. Doch dann merkte ich, wie mich die Worte immer stärker fesselten, mich zum Weiterlesen drängten, sich einen Weg in mein Innerstes gruben und mich dort trafen, aufwühlten. Jäger findet Worte, die ohne Umschweife ihr Ziel treffen, sein Schreibstil etwas besonderes, eindringlich und schnörkellos und doch irgendwie einfühlsam und berührend. Man hat mit jedem verstrichenen Satz das Gefühl, weiter in die Geschichte vorzudringen, ja sogar vorzudringen in dieses verschneite Dorf in dem Max Schreiber und die anderen Dorfbewohner um ihr Leben bangen müssen, dieses verschneite Dorf, in dem sich schließlich eine Tragödie ereignete. Man hat das Gefühl, mitten unter ihnen zu sitzen.

Sowohl Max als auch John erzählen dem Leser ihre Geschichte und lassen dennoch Raum für eigene Urteile und Gedanken. Georg Jäger hat mit "Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod" einen sehr eindringlichen Roman geschaffen, der von einer unerwiderten Liebe, von Aberglauben, dem Kräftezehrenden Leben in den Bergen, Verlangen und Begehren und schließlich Tod handelt. Dabei hat mich die Sprache nach und nach immer mehr in ihren Bann gezogen und mich verzaubert, berührt, aufgerüttelt und überrascht. Unbedingt lesen!