Rezension

Was ist real?

Amokspiel - Sebastian Fitzek

Amokspiel
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

„Hallo Berlin. Es ist 7.35 Uhr. Und Sie hören gerade Ihren größten Albtraum.“

Eigentlich hatte die Kriminalpsychologin Ira Samin für diesen Tag ganz andere Pläne. Seit dem Tod ihrer ältesten Tochter ist aus ihr eine Alkoholikerin geworden, die ihr trauriges Dasein nun mit ihrem Selbstmord beenden will. Doch stattdessen wird sie zu einem Einsatz gerufen: Ein bewaffneter Psychopath hat in einem Radiosender Geiseln genommen und kündigt ein makabres Spiel an. In jeder Stunde will er wahllos eine Telefonnummer wählen. Wenn sich der Angerufene mit der richtigen Parole meldet, lässt er eine Geisel frei. Wenn nicht, wird sie erschossen. Was er fordert, klingt eigentlich ganz einfach: Seine Verlobte soll zu ihm ins Studio gebracht werden. Aber leider gibt es da ein Problem, denn sie ist seit 8 Monaten tot…

 

Dieses Buch hat mich wirklich gut unterhalten. Ich finde es klasse, wenn die Handlung fortwährend Rätsel aufgibt. Wenn ich mich ständig fragen muss, was real ist und was vielleicht nur Fiktion. Ist die Freundin tatsächlich noch am Leben oder hat der Geiselnehmer eine Wahnvorstellung, weil er ihren Tod psychisch nicht verarbeiten kann? Gibt es wirklich eine Verschwörung und wenn ja, wer steckt dahinter? Und wem kann man überhaupt trauen?

 

Fitzek schafft es, so zu schreiben, dass man geneigt ist, jeden irgendwann mal zu verdächtigen. Und noch etwas anderes gefällt mir an seinem Schreibstil gut: Manchmal lese ich einen Satz, der zum Beispiel einen Gedanken aus der Sicht des Täters wiedergibt. Dieser Satz passt zu dem, was gerade geschieht, ich ordne den Inhalt logisch ein. So 200 oder 300 Seiten später geschieht etwas und ich denke: „Moment mal! Das passt doch nicht zu dem, was er zu einem früheren Zeitpunkt gedacht hat!“ Empört blättere ich zurück und glaube schon, Herrn Fitzek bei einem Logikfehler erwischt zu haben. Ich finde die Stelle, lese nach und stelle plötzlich fest, dass man sie auch ganz anders interpretieren kann! Nur ist mir das zuvor nicht aufgefallen. Klasse! So macht das Mitraten noch mehr Spaß :-)

 

Der Fall selbst ist spannend und bleibt auch kontinuierlich auf hohem Niveau. Die Verhandlungen zwischen Ira und dem Geiselnehmer erhalten noch zusätzliche Brisanz dadurch, dass all ihre Gespräche übers Radio gesendet und so von Millionen Menschen mitgehört werden.

 

Ein paar Dinge erschienen mir allerdings zu konstruiert. Da wäre – in meinen Augen – etwas weniger mehr gewesen. Aber da ich trotzdem viel Spaß mit dem Buch hatte, vergebe ich gute 4 Punkte für diesen Thriller.

 

Fazit: Spannend und klasse geschrieben. Das Buch hat mich wirklich gut unterhalten!