Rezension

Was ist Wahrheit und was ist Fantasie?

Vater unser
von Angela Lehner

Bewertet mit 4 Sternen

Der äußeren Aufmachung nach erinnert das in grellem Rot und Pink gestaltete Cover an die sog. Pop-Art. Und auch inhaltlich ist der Roman der damit einhergehenden Popliteratur zuzuordnen. Typisch für diese ist ja, dass sie in realistischer Erzählweise häufig aus dem Leben von Heranwachsenden oder von gesellschaftlichen Außenseitern berichten, so wie hier von der „geistesgestörten“ Eva. Diese wird in eine Wiener psychiatrische Anstalt eingeliefert und erzählt in den Therapiesitzungen mit dem Psychiater aus ihrem bisherigen Leben. Sie zeichnet sich durch Schlagfertigkeit, besserwisserische Art, Intrigantentum aus. Das eigentlich Faszinierende aber ist, dass sich schon bald deutlich manche Widersprüche auftun und am Ende der Leser ratlos dasteht mit seinen Fragen, was an Evas Geschichte wahr ist und was ihrer Fantasie entsprungen ist. So völlig im Gegensatz dazu stehen religiöse Bezüge der Geschichte und eingeflossene österreichische Begriffe. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich die Protagonistin keineswegs als hochkomisch ansehe, wie sie auf dem Buchrückentext charakterisiert wird, so dass evtl. Erwartungen, einen humorvollen Roman zu lesen zu bekommen, nicht erfüllt werden.