Rezension

Was ist Zuhause?

Adresse unbekannt - Susin Nielsen

Adresse unbekannt
von Susin Nielsen

Bewertet mit 5 Sternen

~~Felix lebt allein mit seiner Mutter und Rennmaus Horatio. Anfangs wohnen sie in einem Haus, ziehen dann in eine Eigentumswohnung, von da in eine Mietwohnung, in ein Kellerzimmer – und dann bleibt nur noch der Westfalia-Bus, den Astrids letzter Freund vor ihrer Tür stehen ließ. Und so leben die beiden jetzt in ihrem mobilen Zuhause. Felix geht zur Schule, findet Freunde – aber niemand darf wissen, dass er nicht in einer Wohnung wohnt. Doch mit der Zeit wird es schwerer und schwerer, dieses Geheimnis für sich zu behalten.

Susin Nielsen hat mit „Adresse unbekannt“ ein tolles Kinderbuch mit einem ernsten, aber aktuellen Thema geschrieben. Es geht um Kinderarmut und um Obdachlosigkeit, eine Mutter, die das Wohl ihres Kindes zwar im Blick hat, aber unfähig ist, alles zu tun, um dieses Wohl auch aufrecht zu erhalten. Es spielt zwar auch Pech eine Rolle beim Verlust der Eigentumswohnung, aber Astrid ist auch nicht in der Lage, ihren jeweiligen Job lange zu halten, da sie sich nicht gerne etwas sagen lässt. Sie ist auch nicht immer ein gutes Vorbild für ihren Sohn, auch wenn der wirklich gut geraten ist.

Felix erzählt seine Geschichte mit allen Auf und Abs. Er erzählt von seinen Freunden, auf die er sich immer verlassen kann, die aber auch nichts von seiner Situation erfahren dürfen. Von den Schwierigkeiten, die das Leben in einem Bus mit sich bringen, davon, wie sehr er sich eine Badewanne und eine eigene Toilette wünscht. Davon, dass er sich schämt, vom Stehlen, um satt zu werden.

Die Geschichte ist wichtig, denn sie erzählt von den Obdachlosen, von denen man nichts erfährt. Denjenigen, die bei Familie oder Freunden unterkommen können, wenn es für eine eigene Wohnung nicht mehr reicht. Das Buch ist aber auch ein Buch über Freundschaft – und darüber, was man erreichen kann, wenn man sich anderen Leuten anvertraut.

„Adresse unbekannt“ hat mir sehr gut gefallen. Felix ist ein toller Protagonist, mit dem man sich freut und mit dem man leidet. Ich fand auch gut, dass es am Ende nicht so Friede, Freude, Eierkuchen war, ohne dass Felix und seine Mutter etwas dafür tun müssen. Sie bekommen Hilfe, müssen aber mitarbeiten – auch das gefiel mir.

Ernstes Thema gut verpackt. Gibt Kindern einen Einblick darin, dass es nicht für alle einfach ist im Leben!