Rezension

Was kann ein Mensch aushalten?

Der letzte Überlebende - Sam Pivnik

Der letzte Überlebende
von Sam Pivnik

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sam Pivnik ist Holocaust Überlebender und erinnert sich an die Gräueltaten aus verschiedenen Lagern, den Todesmarsch, aber auch das Nachkriegsgeschehen in dieser Autobiografie. Er berichtet, wie er vom Garten Eden über verschiedene Stationen in die Hölle auf Erden kam.

Da die Geschichte sehr gut erzählt ist, musste ich das Buch immer wieder zur Seite legen. Die Schilderungen der furchtbaren Taten und Geschehnisse schreckten mich zutiefst, besonders weil Pivnik aus der Ich-Perspektive und schonungslos offen berichtet. Natürlich hatte ich eine Vorstellung davon, was kommen wird, denn gerade Auschwitz ist in Dokumentationen immer wieder Thema. Trotzdem war das hier anders. Das Buch kommt ohne die extrem schockierenden Bilder aus, dafür sind die Beschreibungen deutlich schlimmer oder zumindest kamen sie näher an mich heran, als ich die Erinnerungen von Sam Pivnik gelesen habe.  Obwohl man die Geschichte kennt, von der Grausamkeit der Nazis schon sehr oft hörte und las, war ich an vielen Stellen fassungslos und an anderen geschockt, ob der perfiden Spielchen von Mengele und Co. Immer wieder stellte sich mir die Frage, wie man das überleben konnte. Wo kam dieser Lebenswille her? Warum wählte man nicht den „einfachen“ Weg? Was kann ein Mensch aushalten?

Durch die zahlreich eingestreuten Fakten hat das Buch auch noch einen geschichtlichen Mehrwert für den Leser, der die Geschehnisse dann zeitlich nochmal in die richtige Reihenfolge bringen kann etc.

Die Bilder in der Mitte des Buches machen die Familie Sams nochmal greifbarer und es verschlimmert das zuvor Gelesene nochmal, wenn man sich die Kinder oder die alte Großmutter ansieht und ihr Schicksal bereits kennt.

Es ist ein interessantes und wie ich finde durchaus wichtiges Buch. Eigentlich wollte ich es meinem Sohn zum Lesen geben, aber für einen 13-Jährigen ist es meines Erachtens noch nicht oder eben gerade nicht die richtige Lektüre, denn Sam war gerade 13 als der Horror anfing…