Rezension

Was kommt danach?

After the Fire - Will Hill

After the Fire
von Will Hill

Bewertet mit 5 Sternen

Und was kommt danach? Ein neuer Versuch nach einem Leben in einer Sekte. Augenmerk liegt auf den Kindern. Highlight!

Nach dem Feuer ist nichts mehr wie es war, weder für „Moonbeam“ noch für die restlichen Kinder, die das Feuer überlebt haben. Ihre Schwester und Brüder sind gestorben, im Feuer oder im Kugelhagel. Das Ende kam wie Father John es gesagt hatte… doch nun muss „Moonbeam“ sich den Wahrheiten stellen und ein ganz neues Leben beginnen…ein Leben ausserhalb der Sekte.

„Ich weiß – ohne jeden Zweifel-, dass unmöglich alle Menschen, die außerhalb der Mauern der Basis leben, schlecht sein können, genauso wie ich mit absoluter Sicherheit weiß, dass nicht alle meine Brüder und Schwestern gut sind. Schlecht und gut, falsch und wahr sind die entgegengesetzten Enden einer ganzen Skala von Verhaltensweisen, und ein Mensch ist nie nur das eine oder das andere. Die Menschen sind nicht so einfach gestrickt, auch wenn es bestimmt manches vereinfachen würde, wenn es so wäre.“ (Seite 79)

Der Klappentext gibt nicht viel her, was mich also genau erwarten würde, war mir nicht wirklich bekannt. Allerdings springt das Cover mit diesem kräftigen Rot sowie den verbrannten Streichhölzern direkt ins Auge, auch das Fühlen des Covers ist einmalig.

Die Geschichte ist in zwei Zeiten aufgeteilt – Davor und Danach. Vor dem Feuer und nach dem Feuer. Und wir lernen in diesem Buch „Moonbeam“ kennen, die das Feuer davor und danach erlebt hat, die in zwei Welten lebte und nun  in einer einzigen Welt zurechtkommen muss. Und dies ist dem Autor, in meinen Augen, brillant gelungen.

Der Schreibstil ist direkt, ehrlich, umso mehr „Moonbeam“ erzählt und ihre Eindrücke widergibt, umso mehr ist man schockiert, berührt, bewegt, mit Verständnis sowie Unverständnis am lesen, man möchte unbedingt erfahren warum „Moonbeam“ meint sie hätte an so vielem was passiert ist, Schuld.

Der Autor legt, und das finde ich so bemerkenswert und so besonders an diesem Buch, den Blick auf die Kinder. Kinder die in einer Sekte „geboren“ werden und mit den Regeln und dem Glauben komplett aufwachsen und eben Kinder die mit ihren Eltern dieser Sekte beitreten, das Leben ausserhalb dieser Sekte also ebenso kennen. „Moonbeam“ gehört zu den zweiten Kindern, auch wenn sie kaum noch Erinnerungen an diese Zeit hat.

Man hört in den Medien immer von den „armen Kindern“, wenn sie aus einer Sekte befreit werden. Aber keiner beschäftigt sich mit ihnen, was sie nun erleben müssen, was alles an Eindrücken und Neuheiten auf sie einprasselt. In „After the Fire“ gibt der Autor aber genau diesen Kindern eine Stimme, einen Namen und ihre Geschichte.

„Moonbeam“ hat mir als Hauptprotagonistin sehr gut gefallen, sehr authentisch dargestellt. Trotz dem Erlebten hat sie ihren Sinn für Humor, ja fast für Ironie, nicht verloren. Sie muss nun mit den „Wahrheiten“ der Sekte leben und diese mit der „Freiheit“ vor dem Zaun vergleichen. Wie kann man an ein Leben anknüpfen wenn es vorher so bestimmt war von Regeln, Strafen, keinerlei Freiheiten, keine Möglichkeiten so zu leben wie man will?

Nicht nur „Moonbeam“ muss sich den Wahrheiten, den Vertuschungen durch Father John und seinen Zenturios stellen. Auch wir als Leser erfahren die ganze Wahrheit, wie dieser Wandel in dieser Sekte herbeigeführt wurde, wie falsch manche Mitglieder spielten, was sich hinter den Mauern abspielte, vieles was die Ermittlungen ergaben, was „Moonbeam“ durch ihre Erzählungen noch ergänzt.

Ein Buch was den Kindern einer Sekte und dem „Danach“ ein großes Feld einräumt. Der Autor hat sich mit viel Gefühl dieser Thematik genähert, beschönigt aber nichts. Aber er gibt den Menschen die Stimme, die durch ihre Eltern oder andere Erwachsene in diese Welt hineingeworfen wurden, ohne dass sie jemand je gefragt hat. Ohne sie zu fragen ob sie denn alles glauben was ihnen erzählt wird. Ohne auf die zu hören oder sie zu sehen wie sie sind. Eine Geschichte die unter die Haut geht, die aufzeigt, was ein Mensch mit Macht und Redekunst anstellen kann, wie viele Leben dadurch zerstört werden können.

Ein sehr bewegendes Highlight, für mich und ich empfehle es wirklich unbedingt weiter!