Rezension

Was macht das Leben lebenswert?

Mensch, Rüdiger! - Sven Stricker

Mensch, Rüdiger!
von Sven Stricker

Bewertet mit 5 Sternen

Was bei Buchcovern leider nicht immer der Fall ist – hier passt es zur Geschichte wie die berühmte Faust aufs Auge: der Mann, der den Kopf in den Sand steckt und der die Vogel-Strauß-Politik verkörpernde gleichnamige Vogel (der bei drohender Gefahr angeblich seinen Kopf in den Sand steckt) stehen für die Protagonisten Rüdiger und Tom. Beide um die 40, der eine seinen Beruf hassender Lehrer mit völlig unscheinbarem Äußeren, der andere Bestsellerautor vor einem Jahrzehnt mit seitheriger Schreibblockade. Sie befinden sich in einer Sinnkrise und wollen ihrem Leben durch einen Sprung von einer Brücke ein Ende setzen. Eine zufällig vorbeikommende Ärztin hält sie ab und sie geben sich fünf Tage, um in dieser Zeit eine Liste mit Punkten abzuarbeiten, die das Leben lebenswert machen. Ob sie am Ende doch noch die Welt hinter sich lassen?

Das Buch ist eine wirklich lesenswerte Tragikomödie. Es gibt so viele Passagen, die einen schmunzeln, ja sogar laut auflachen lassen. Das Gelungene daran ist, dass der Humor eher subtil und unterschwellig vorhanden ist und sich nicht plump und abgedroschen Witz an Witz reiht. So manches Klischee wird bedient. In  guter Erinnerung ist mir etwa, wie Rüdiger seine Frau an seinem Geburtstag in flagranti im Ehebett ertappt und erfahren muss, dass sein langjähriger Nebenbuhler regelmäßig den Geburtstagskuchen für ihn gebacken hat. In vielen Alltagssituationen können sich die Leser wiederfinden, z.B. bei Rüdigers Besuch eines Drogeriemarktes, in dem die Kassiererin nach der Payback-Karte fragt. So lustig die Geschichte auch ist, wohnt ihr dennoch auch ein nachdenklich stimmender Grundton bei. Immerhin dreht sie sich um das Thema der Erkrankung an Depressionen und den Willen zum Suizid. So offen wie damit umgegangen wird, wäre es schön, wenn das Buch einen kleinen Beitrag dazu leistet, Depressionen in unserer Gesellschaft weniger als bisher zu tabuisieren.