Rezension

Was macht die Welt perfekt?

Eine fast perfekte Welt
von Milena Agus

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Wie schafft man es bloß an einem Ort wie diesem zu leben“, ist einer von Esters Lieblingssätzen. Egal wo sie lebt, so ganz zufrieden ist sie nie. Ganz anders ihre Tochter Felice: Die Glückliche weiß das Leben zu nehmen, wie es eben ist. Sie macht aus allem das Beste, egal ob es um die Liebe oder den Wohnort geht. „Eigentlich wäre ich ja schlank“, verrät sie einem Verehrer, „Aber meine von Natur aus schlanke Figur ist eben unter Speckfalten verschwunden.“ 

Milena Agus, die Autorin, wurde 1959 als Kind sardischer Eltern in Genua geboren und lebt heute in Caglieri auf Sardinien. Ebenso wie ihre Protagonistin Felicita, die ihren Namen dem unglücklichen Onkel Felice verdankt. Er hat sich in diesem Roman aus Gram das Leben genommen. Für ihn gab es keine perfekte Welt. Seine Schwester Ester suchte sie zwar, fand sie aber auch nirgends – weder in ihrem Heimatort auf Sardinien, noch auf dem Festland. Ganz im Gegensatz zu ihrem Mann, der sich relativ problemlos in seine jeweilige Lebenssituation fügte. 

Drei Generationen bevölkern dieses Buch. Jeder Protagonist hat andere Eigenschaften, die die Autorin in ihrer emotionslosen Schreibart gut herausgearbeitet hat. Sie beobachtet von außen, was mich an manchen Stellen etwas irritiert hat. Auch war mir das Leben von drei Generationen auf 205 Seiten zu gedrängt. Da hätte man mehr draus machen können! Was mir allerdings zusagte, waren die angenehme Sprache und der Humor, der immer wieder aufblitzte. 

Der Stil des Buches veränderte sich mit den Generationen. Stand im ersten Teil noch Esters Unzufriedenheit im Vordergrund, fragte ich mich bei ihrer unperfekten Tochter, wie sie es schaffte, das Leben so leicht zu nehmen. Nicht einmal ihr verträumter Sohn Gregorio brachte sie aus der Fassung. 

Ich habe das Buch gern gelesen und auch die äußere Aufmachung hat mich angesprochen, aber ganz rund fand ich den Inhalt nicht.