Rezension

Was tun sie nur?

Was wir auch tun - Marie Lucas

Was wir auch tun
von Marie Lucas

Bewertet mit 3.5 Sternen

Robin ist 16 Jahre alt und der wahr gewordene Traum vieler schlafloser Jungsnächte! In ihrem Innern fühlt sich die Halbwaisin aber trotzdem einsam und verlassen, denn ihre böswillige Stiefmutter hat ihre erste Jugendliebe Jasper geküsst, ihre Großeltern werden immer mehr von ihren Krankheiten geschwächt und ihr neuer Schwarm Alex lässt sie nicht an seinen Gefühlen teilhaben. In einer verzweifelten Eroberungsaktion erpresst der schöne Jasper seinen Konkurrenten und erschleicht sich somit eine letzte Nacht mit Robin, doch damit beginnt ein Alptraum ungeahnter Ausmaße.

Ich hätte gerne mehr über die Hooligan-Szene, in der Alex feststeckt, erfahren, birgt sie doch viel Gesprächsstoff, kann Angst schüren und wäre für einen Jugendroman ziemlich neu gewesen. Zumal das auf dem Klappentext groß angekündigte Geheimnis um seine Person wohl nur bei unreifen Charakteren ein Drama nach sich zieht und im Grunde vollkommen überspitzt wird. Offenheit ist für alle Beteiligten leider ein Fremdwort und so verselbstständigt sich ein dunkler Fleck aus der Vergangenheit zu einem schwarzen Unheil!

Hannes & Käfer, die beiden Jungs aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die sich zufällig finden, sind mein heimliches „Lieblingspärchen“, da Robins Affinität zu ihren beiden Herzbuben doch zu sehr vom Äußeren geprägt ist. Nun sind Jugendliche zwar in dieser Hinsicht seit jeher stark davon vereinnahmt, aber so kam bei mir nicht das Gefühl auf, dass wir es hier mit dem Traumpaar schlechthin zu tun hätten. Alex war mir von den Dreien noch am sympathischsten, war er doch recht vielschichtig und zeigte unverfälschte Gefühle, während mir sowohl Jasper, als auch Robin zu wankelmütig waren. Sie sind allein schon durch ihr wohlbetuchtes Elternhaus etwas abgehoben, wobei Robin wenigstens durch den Umgang mit ihren Großeltern viele Pluspunkte sammeln konnte, welche sie dann aber wieder verspielte, indem sie zum Beispiel bei der kleinen Liebeskummer-Szene ihrer Freundin Steffi am liebsten peinlich berührt aus dem Café fliehen würde, weil sie angeblich nicht gerne auffällt, trägt dann jedoch am ersten Schultag grüne Hotpants und einen riesigen Strohhut, um eben genau eins zu tun: aufzufallen..

Den Schreibstil würde ich mit recht ungewöhnlich beschreiben, da hier viele kurze, zackige Sätze gewählt wurden und die Gegenwartsform noch mehr Holprigkeit beisteuert. Der Eindruck wird außerdem verstärkt, indem selten Absätze und nie Kapitelunterbrechungen eingeflochten wurden, sodass ich mir beim Lesen Zwangspausen auferlegte, um nicht im Wirbel der Buchstaben unterzugehen. Ein schöner Lesesog kam dadurch leider selten zustande und schlussendlich konnte die Autorin meinen Geschmack lediglich in Ansätzen treffen, deshalb vergebe ich nur gut gemeinte 3,5 Sterne.