Rezension

Was wäre wenn...

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Nora Seed fast den Entschluss, sich das Leben zu nehmen. Sie hat psychische Probleme, verliert ihren Job, ihren Nebenjob und auch noch ihren geliebten Kater. Die Summe von Niederschlägen wiegt zu schwer und so will sie nicht länger in diesem Leben verweilen. 

Aus dem Leben geschieden findet sie sich in einem Bibliothek wieder, in der die Uhr immer auf Mitternacht steht... Und frühere Schulbiblothekarin, Mrs. Elm, klärt sie darüber auf, dass es sich hierbei um eine Zwischenwelt handelt, in der Nora die Möglichkeit hat, ein alternatives Leben auszuprobieren. Sie bekommt die Möglichkeit herauszufinden, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie bestimmte Entscheidungen anders getroffen hätte. 

Was wäre wenn... die zentrale Frage des Buches. In jedem Augenblick unseres Lebens treffen wir bewusste oder unbewusste Entscheidungen. Welche Auswirkungen hätte es, wenn wir an nur einer kleinen Stellschraube drehen. ... Und Nora probiert viele Leben aus. Manche sind (vermeintlich) besser, manche um vieles schlimmer als ihr bisheriges Leben. Und alle existieren - so suggeriert das Buch - zu jeder Zeit nebeneinander. 

Ich fand die Vorstellung, dass alle Möglichkeiten parallel exisitieren, und man in jedem Augenblick die Möglichkeit hat, diese Alternative zu leben, sehr schön. Wie ein unendlich verzweigter Baum. 

Der Text ist ansprechend und sehr bildhaft geschrieben. Ich fand mich sofort in die Geschichte hineinversetzt. Etwa ab der Mitte verlor die Geschichte etwas an Lebendigkeit. In diesem Moment überschlugen sich die Ereignisse. Aber dranbleiben lohnt sich... Ich habe mir für Nora zweierlei Ausgänge vorgestellt (bzw. nahezu gewünscht) und beide sind sie wahr geworden. Und ich denke, dass dem "tatsächlichen" Ausgang der Vorzug zu geben war. 

Alles in Allem eine gelungene Geschichte und mein Highlight des Jahres (soweit man das in jetzigen Zeitpunkt schon sagen kann).