Rezension

Was wäre, wenn...

Die Unvollendete - Kate Atkinson

Die Unvollendete
von Kate Atkinson

Bewertet mit 4 Sternen

„Was wäre, wenn wir die Chance hätten, es noch einmal zu tun und noch einmal, bis wir es endlich richtig machen? Wäre das nicht wunderbar?“

Ursula hat eine besondere Gabe: Immer wieder gibt ihr das Leben eine neue Chance. Wenn sie stirbt, wird sie wieder neu geboren. Jedes Mal ist es wieder das Jahr 1910 und die gleiche bürgerliche Familie in England. Dort wächst sie auf in einer Zeit, die durch zwei Weltkriege geprägt ist. Viele Schicksalsschläge treffen sie und ihre Lieben und Ursula bemüht sich in vielen, vielen Anläufen, bei jedem neuen Leben alte Fehler zu vermeiden und endlich alles richtig zu machen.

Das Thema des Buchs fand ich von Anfang an faszinierend. Wer hat sich noch nie diese Frage gestellt, was gewesen wäre, wenn er etwas anders gemacht hätte, wenn bestimmte Dinge anders gelaufen wären. Ich persönlich muss gestehen, dass ich schon häufig solche Gedanken gewälzt habe. In diesem Buch werden sie durchgespielt, immer und immer wieder. Und erstaunt stellt man fest, dass die Frage „Was wäre, wenn…“ gar nicht so leicht zu beantworten ist. Denn scheinbar resultieren aus jeder neuen „anderen“ Handlungsweise immer wieder andere Folgen.

Das ist überaus interessant zu lesen, vor allem, weil auch Fragen gestellt werden, wie: „Aber wenn Hitler getötet worden wäre, bevor er Reichskanzler wurde…“. Trotzdem hatte das Buch für mich einige Längen, waren es für meinen Geschmack ein paar Wiederholungen zu viel. Aber möglicherweise war das genau die Intention der Autorin, die auch zeigen wollte, dass eine solche Gabe, eine solche Chance, nicht unbedingt nur wunderbar ist. So lässt sie auch Ursula auf die an sie gerichtete „Was wäre, wenn…“ Frage antworten: „Ich glaube, das wäre sehr ermüdend.“

Fazit: Sehr interessantes Thema, gut geschrieben mit einigen Längen, die mich aber trotzdem zum Nachdenken angeregt haben.