Rezension

Was wäre wenn?

#KillTheRich - Wer Neid sät, wird Hass ernten - Lucas Fassnacht

#KillTheRich - Wer Neid sät, wird Hass ernten
von Lucas Fassnacht

Bewertet mit 4 Sternen

Ein harmloser Beitrag im Netz lässt die Welt in ihren Grundfesten erbeben. „Africa wakes up. #killtherich“, so Kassims erster Post auf Twitter, der millionenfach geteilt wird, Emotionen schürt und die Massen mobilisiert. Eine ungeheure Welle der Wut breitet sich aus, nicht nur in Afrika sondern weltweit. Es brennt an allen Ecken und Enden. Die Menschen wachen auf, realisieren die ungleiche Verteilung des Wohlstands, die Untätigkeit der Politik und deren Verflechtungen mit dem Kapital. Genug ist genug, es reicht. Sie wollen endlich Gerechtigkeit. Politiker werden entführt und getötet, Regierungen gestürzt. Es drohen bürgerkriegsähnliche Zustände.

Können zwei Menschen die Katastrophe abwenden? Conrada van Pauli, niederländische Diplomatin im Dienste der EU und Bimal Kapoor, indischer Journalist, kürzlich in den Ruhestand geschickt, versuchen unabhängig voneinander zu der Quelle der Unruhen vorzudringen.

Es ist ein realistisches Szenario, das Lucas Fassnacht seinem gut recherchierten Politthriller zugrunde legt. Dass die Ausgangssituation stimmt, wird niemand bezweifeln wollen. Das reichste 1 Prozent (Quelle: Global Wealth Report 2017 von Credit Suisse) besitzt  zusammen so viel wie die ärmere Hälfte der Menschen. Die Schere klafft immer weiter auseinander, die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Und dass mit Hilfe von Social Media politische Aktionen gut koordiniert und durchgeführt werden können, steht seit dem „Arabischen Frühling“ außer Frage.

Den Einstieg empfand ich als ziemlich konfus. Man wird mit unglaublich vielen Informationen zugeschüttet, und es dauerte ca. 50 Seiten, bis ich in die Geschichte eintauchen konnte. Dann war ich aber dermaßen davon fasziniert, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Unzählige Handlungsstränge und weltweite Handlungsorte, eine Vielzahl von Personen (am Ende auf drei Seiten aufgelistet) und Organisationen fordern die Aufmerksamkeit des Lesers und setzen, zumindest in Grundzügen, ein gewisses politisches Interesse voraus. Und Unterbrechungen bei der Lektüre sollte man vermeiden, um bei dieser Stofffülle den Faden nicht zu verlieren.