Rezension

Was wäre, wenn deine Eltern dich ohne Vorwarnung für acht Wochen in die Wüste schicken würden?

Acht Wochen Wüste - Wendelin Van Draanen

Acht Wochen Wüste
von Wendelin Van Draanen

Inhalt:
Als Wren eines Morgens, noch trunken vom letzten Abend, erwacht, sieht sie sich nicht nur ihren Eltern, sondern auch zwei Polizeibeamten gegenüber. Noch bevor Wren überhaupt begreift, wie ihr geschieht, befindet sie sich mit den Beamten via Flugzeug auf dem Weg nach Salt Lake City.
Wren gelangt langsam zu der unschönen Einsicht, dass ihre Eltern die Verantwortung für sie in fremde Hände gelegt haben und sie los werden wollen. Denn kurze Zeit später übergeben die Uniformierten Wren erneut. Dieses Mal an zwei auf Survivaltraining spezialisierte Betreuer. Michelle und John sollen sich in den nächsten acht Wochen um Wren kümmern. In dieser Zeit wird diese lernen müssen, mit einer kleinen Auswahl an Hilfsmitteln in der Wüste zu überleben. Na, dann, viel Spaß!

Im Detail:
Wren ist alles andere als begeistert. Sie ist wütend, sie ist frustriert, sie versteht die ganze Welt nicht mehr. Sicherlich, sie hat eine Menge Mist gebaut. Von ihrem exzessiven Lebensstil, der Drogen und Diebstähle einschloss, waren ihre Elten nie begeistert. Doch niemals hätte sie gedacht, dass ihre Eltern solch einen drastischen Entschluss treffen und sie ins Wüstencamp schicken würden.
Nach einer Anreise mit dem Flugzeug und einer anschließenden Fahrt im Jeep folgt ein langer und ermüdender Fußmarsch. Entgegen dem Ratschlag ihrer Betreuer trinkt Wren die ihr zur Verfügung gestellte Wasserflasche fast leer. Mangelnde Selbststeuerungsfähigkeit und geringe Impulskontrolle bedingen, dass Wren durstig und erschlagen im Camp ankommt.
Doch Michelle lässt sich nicht erweichen. Es wird Zeit sich aus einer Plane und einem Stück Seil ein Zelt zu bauen. Bald wird es regnen. Wrens Wut auf die Welt im Allgemeinen und ihre Betreuer im Speziellen wird sie in der Wüste nicht weiterbringen. Wenn sie sich nicht selbst hilft, dann wird sie hier untergehen. Neidisch starrt sie auf die Töpfe mit Haferbrei, gekochtem Reis und auf die vollen Trinkflaschen der anderen Jugendlichen. Wren versteht nicht, warum die anderen Jugendlichen nicht rebellieren, warum sie sich vielmehr auf Michelles Seite stellen. Sie meint in der Hölle angekommen zu sein.
Die Notwendigkeit, die feindliche Umwelt hinzunehmen, weckt aber schnell den Wunsch, zu lernen, wie man Feuer macht, wie man Wasser findet und ein Zelt so aufbaut, dass es einem vor dem tückischen Wetter schützt.
Bücher aus dem Hause Magellan haben mich bislang noch nie enttäuscht. Autoren aus dem Verlagsprogramm kreieren stets eine mitreißende Handlungen, die viele überraschende Wendungen bereithalten. Das Buch kombiniert den Kampf ums Überleben mit der schwierigen Teenagerzeit.
Ein weiterer Handlungsstrang zeigt die Ursachen auf, die Wren auf die schiefe Bahn geführt haben. Wie Wren nach und nach die falschen Freunde kennengelernt hat. Es wird klar, dass auch Wrens Familie, aber auch sie selbst so einige Fehler gemacht haben. Wren hat das Vertrauen der Menschen, die ihr nahestanden missbraucht, das wird über die Seiten hinweg klar. 

Fazit:
Die Autorin von Acht Wochen Wüste, Wendelin van Draanen, beschreibt in ihrem Buch den Weg einer Jugendlichen, die vom Weg abgekommen ist. Die Eltern sehen keinen anderen Ausweg und schicken ihr Kind in ein Wüstencamp.
Das Buch lebt sehr stark von den Emotionen seiner Figuren. Der Autorin gelingt es eindringliche Stimmungsbilder, etwa von den widersprüchlichen Gefühlen zu den Eltern, die zwischen abgrundtiefem Hass und inniger Liebe pendeln, zu zeichnen. Dabei wird verdeutlicht, dass sich Menschen und Standpunkte durchaus ändern können. Das schreit hier aber nicht nach Schullektüre, nach Deutschklausur, sondern wird sehr ungezwungen erzählt. Eben ein Roman, dessen wahre Lebensweisheiten durch die starke Protagonistin nicht pathetisch daherkommen.