Rezension

Was wäre wenn ... es nur aufgeklärte Verbraucher gäbe?

A Life Stripped Bare - Leo Hickman

A Life Stripped Bare
von Leo Hickman

Bewertet mit 4 Sternen

Leo Hickmann beschreibt seinen Selbstversuch in Bezug auf nachhaltiges, umweltbewusstes und insgesamt moralisch-anständige Lebensführung - als Vater einer drei Monate alten Tochter, als Familie in einem historischen Reihenhaus in London lebend. Dafür lässt er sich von Hannah Berry (damals: ethical consumer), Mike Childs (Friends of the Earth) und Renée Elliott (Planet Organic) beraten. Es werden eigentlich alle Aspekte angesprochen: Ernährung und Lebensmitteleinkauf, Putzmittel und dadurch verursachte Umweltbelastung, Kosmetik und kritische Inhaltsstoffe, Massenproduktion und multinationale Konzerne, Energieverbrauch, Müllerzeugung, Transport.

Den meisten dürfte mittlerweile klar sein, dass das Fliegen die Umwelt stark belastet - aber das Beispiel steht dann gleich auch für ein großes Dilemma: Wenn man ganz auf das Fliegen verzichtet, sind viele Orte auf der Erde nicht mehr ohne weiteres erreichbar. Hier muss dann abgewogen werden. Und ein weiterer Bereich sind die liebgewordenen Dinge des täglichen Lebens: Aufbrauchen und anschließend ersetzen oder gleich wegschmeißen, wenn das Produkt jetzt als nicht nachhaltig usw. eingestuft wird? Was ist wichtiger - regional, bio oder fair trade? Dieses Abwägen war ein Punkt, der mir besonders gut gefallen hat, da genau das ja die Punkte sind, über die man im täglichen Leben stolpern kann.

Leo Hickmanns gut lesbarer Text wird unterbrochen durch seine (vermutlich) Blog-Artikel aus der Zeit des Selbstversuchs (der Druck in grau war für die Lesbarkeit jedoch nicht die beste Entscheidung) und Kommentare/Leserbriefe, die Leo auf seine Artikel bekommen hat.

Und auch wenn Leo Hickmann am Anfang dem Selbstversuch eher kritisch gegenüberstand (seine Frau blieb insgesamt deutlich pragmatischer), so hat sich das Experiment für Leo Hickmann zum Selbstläufer entwickelt, heute arbeitet er für "Carbon Brief" mit den Schwerpunkten Klimaforschung und Energiepolitik. Man merkt diese Entwicklung auch im Buch, wird am Anfang eher kritisch berichtet, empfand ich den Text gegen Ende doch eher belehrend.

Insgesamt ein empfehlenswertes Buch, das anregt, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen - an manchen Stellen ist mir jedoch aufgefallen, dass sich der Text auch eher umgangssprachlicher Abkürzungen bedient oder Bezüge zu aktuellen Vorkommnissen macht (Gordon Brown als Finanzminister sei hier erwähnt).