Rezension

Was war da mit Nora Roberts los?

Die falsche Tochter - Nora Roberts

Die falsche Tochter
von Nora Roberts

Nora Roberts zählt zu den Autorinnen unserer Zeit, die Bücher wie am Fließband produzieren. Vier bis fünf Bestseller im Jahr sind für die Amerikanerin keine Seltenheit und trotzdem bleibt sie ihrem hohen Standard fast immer treu.

Zahlreiche Bücher von Nora Roberts stehen in meinem Bücherregal. Dabei sind sie meistens weder besonders anspruchsvoll noch besonders originell, aber die Autorin überzeugt doch immer wieder mit ihrem wunderschönen Schreibstil, der relativ seicht ist, aber vielfältig und ihre „Märchen für große Mädchen“ verzaubern immer wieder die weibliche Lesewelt.

Die Storys sind meistens recht einfach: das perfekte Paar trifft sich, es muss einige Schwierigkeiten überwinden und am Ende finden sie zusammen und alle sind glücklich und zufrieden. Natürlich kann man bezweifeln, ob es sich hierbei um ernste Literatur handelt – aber ich stehe dazu: ab und zu muss jede Frau mal von der großen, unkomplizierten Liebe träumen und Nora Roberts ist die perfekte Autorin dafür.

Nachdem ich bestimmt 10-15 Bücher schon von ihr gelesen hatte, fiel mir das Buch „Die falsche Tochter“ in die Hände (erschienen 2003).

Leider konnte mich dieses Buch überhaupt nicht überzeugen. Die Protagonistin Callie Dunbrook ist einfach unglaublich nervig. Nora Roberts Hauptpersonen sind meistens Charakterdarstellungen – aber muss es denn so ein hässlicher Charakter sein? Callie ist chronisch übellaunig, selbst wenn etwas Schönes passiert, sieht sie nur das Negative, sie lacht nicht ein einziges Mal in der ganzen Geschichte und dass sie ihren Ex- und dann Wieder- Ehemann Jake ständig als „Hurensohn“ bezeichnet, ist wirklich grauenhaft.

Dabei ist die Geschichte eigentlich ganz geschickt eingefädelt, Callie kommt als erfolgreiche Archäologin an einen Ausgrabungsort in der Kleinstadt Woodsboro. Dort trifft sie auf ihren Exmann Jake, mit dem sie die Ausgrabungen zusammen durchführen soll – explosive Erotik ist also vorhersehbar.

Zusätzlich gibt es im Ort Leute, die sich gegen die Ausgrabungen stellen, da sie die Fläche lieber als Baugrundstück nutzen wollen – hier herrscht viel Potential für humorvolle Schlagabtausche.

Und last but noch least muss natürlich noch eine Kindheitsgeschichte her. Callie erfährt, dass sie als Kind von ihren wahren Eltern (die natürlich in Woodsboro
leben – was für ein Zufall!) entführt wurde und bei Adoptiveltern aufgewachsen ist. Hier wäre also auch noch die Portion Crime, die zu einem echten Nora Roberts- Hit gehört.

Als dann noch unheimliche Dinge passieren, 2 Leichen und eine Fast- Leiche (war nur vergiftet, konnte aber gerettet werden) auftauchen, wären eigentlich alle
Zutaten für einen fesselnden Roman gegeben.

Wenn da bloß nicht diese Callie Dunbrock und ihr Lieblings- Hurensohn wären, die mit ihrer schlechten Laune die Geschichte nur mühsam fortschreiten lassen, weil sie die ganze Zeit mit streiten und schmollen beschäftigt sind.
Auch die Geschichte um Callies Anwältin Lana und ihren Stiefbruder Doug gestaltet sich nur schleppend, obwohl Doug wirklich kein Wort zu viel verliert, sondern lediglich ab und zu ein „Ich will mit dir schlafen“ von sich gibt, seltsamer Weise fast immer mit „heiserer Stimme“, weshalb ich ihm raten würde, nicht nur einen Sextherapeuten, sondern auch einen Hals-, Nasen-, Ohrenarzt aufzusuchen.

Nur an zwei Stellen habe ich wirklich herzhaft lachen müssen und das waren die, an denen Lanas kleiner Sohn Ty auftaucht, der wirklich großartig ist!

Leider muss ich ehrlich zugeben, dass ich das Ende und die Auflösung nicht wirklich verstanden habe. Mit der „Täterin“ und ihrer Demaskierung kann ich zwar
leben, aber ihre Beweggründe habe ich nicht so ganz nachvollziehen können.

Also: Das Buch ist schon okay, man kann es an einem schönen Sommernachmittag auf der Terrasse in einem Liegestuhl in einem Rutsch durchlesen, danach trinkt man einen Schnaps, ärgert sich darüber, dass einem die Sonne die ganze Zeit auf den Kopf geschienen hat und benennt seinen Partner mit 2-3 Schimpfwörtern. Zur anregenden Lektüre ist das Buch leider nicht geeignet und ich werde mich jetzt schnellstens an ein anderes Buch von Nora Roberts setzen.

Kommentare

Anis zauberhafte Bücher kommentierte am 09. Oktober 2013 um 15:48

Also ich muss ja gestehen, dass mich deine Rezension hier echt anspricht :-) Nein ich beschimpfe meinen Mann nicht als Hurensohn, aber hm ich mag ab und an mal übellaunige, pessimistische Menschen. Du hast mich jedenfalls echt neugierig gemacht auf das Buch!

 

LG

Ani