Rezension

Was wir von Hunden über das Leben lernen können

Vertrauen auf vier Pfoten - Ulrike Becker

Vertrauen auf vier Pfoten
von Ulrike Becker

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Bei uns Menschen und Gott ist das ähnlich: Gott bietet uns die ganze Geborgenheit seines Vaterhauses an - und wir benehmen uns weiter so, als müssten wir unter Brücken hausen. Wir kümmern uns lieber selbst um unsere emotionale und materielle Nahrung, statt auf Gottes Versorgung zu vertrauen. Wir beißen im Zweifelsfall lieber mal zu, statt Gott und Menschen vertrauensvoll zu begegnen. Und wir zerren an der Leine der unsichtbaren Führung Gottes, um ihm zu zeigen, wo es unserer Ansicht nach langzugehen hat. Und all das aus Angst, unter die Räder zu geraten."

 

 

Als der einjährige Schäferhundmischling Diego bei Ulrike einzieht, stellt er das Familienleben so richtig auf den Kopf. Denn sein neues Zuhause für immer ist für den waschechten ungarischen Straßenhund eine wirkliche Herausforderung. Diego muss noch viel lernen: Kann ich den Menschen vertrauen? Werde ich immer genügend zu Fressen haben? Kann ich mein neues Rudel beschützen oder beschützen sie mich? Doch neben allen diesen Fragen dürfen die Leser in jedem Kapitel erfahren, dass auch wir Menschen viel von dem kleinen Hundejungen lernen können.  

 

In vielen kleinen Episoden nimmt uns die Autorin mit auf eine unterhaltsame Reise durch ihre Mensch-Tier-Beziehung. Dabei verknüpft sie ihre Erlebnisse (fast) immer mit einer wertvollen Botschaft und einem Bibelvers, so dass wir aus ihren Erzählungen auch in Glaubensfragen wachsen können.    

Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, sind zum Beispiel die verschiedenen Perspektiven bei der Ankunft von Diego. Seine neuen Besitzer nahmen ihn unbefangen und ohne Vergangenheit an, vergaßen dabei aber, dass Diego neben seinen schlimmen Erfahrungen auf der Straße auch gute Erinnerung, geliebte vertraute Dinge und Personen zurücklassen musste. Diese Sehnsucht konnte man in jeder Zeile spüren. Hier erinnert die Autorin auch kurz und treffend an die aktuelle Flüchtlingsproblematik und das wir nie vergessen dürfen, dass in uns allen eine tiefe Sehnsucht steckt.  

Im Gedächtnis geblieben ist mir auch die schwierige, ja gar gefährliche Aktion als sie sich todesmutig einem anderen angreifenden Hund in den Weg warf, während Diego wiederum familiäre Auseinandersetzungen schlichtete. 

Wie wir miteinander leben und voneinander lernen können zeigt dieses wirklich gelungene Buch. Freundschaft, Verbundenheit, Vertrauen und bedingungslose Liebe ... mit einem Hund an deiner Seite bist du nie allein und gemeinsam hinterlassen wir Spuren im Sand und erfahren Gottes großartige Welt.   

 

Es gibt nur zwei kleine Dinge, die mir persönlich nicht so gefallen haben: das ist zum einen die sich oft wiederholende Bezeichnung Canide, weil es so sachlich klingt und die Emotion zerstört und zum anderen war es das Kapitel "Mein Hund ist analog", obwohl ich die Intension der Autorin durchaus verstehen kann. Das alles ist aber rein subjektiv und beeinträchtigt das Lesevergnügen nur wenig. 

 

Das Buch wurde 2018 als kleines Hardcover mit 139 Seiten im Verlag GerthMedien veröffentlicht. In vierzig kleinen Episoden - meist über zwei bis drei 3 Seiten - erzählt die Autorin kurzweilig und unterhaltsam über die Erlebnisse mit ihrem Schäferhundmischling. Ihr Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen. Man muss das Buch auch nicht am Stück lesen, weil die Geschichten in sich abgeschlossen sind und jede eine eigene Botschaft mit sich trägt, über die man gern auch einmal in Ruhe nachdenken kann. 

Ab und an musste ich als Hundehalter schmunzeln, weil mir Situationen durchaus bekannt vorkamen. Aber auch für Leser ohne Hund kann ich dieses Buch wirklich empfehlen, denn neben amüsanten Geschichten gibt es durchaus auch nachdenkliche Töne, die unser Leben als Mensch und unsere Beziehung untereinander und zu Gott betreffen. Wir fühlen uns Tieren oft überlegen und spielen uns als Rudelführer und Bestimmer auf. Dabei könn(t)en wir soviel von den Tieren lernen, wenn wir nur genauer hinhören und hinsehen würden. 

Besonders schön finde ich das Cover und die schwarz-weiß Fotos im Buch, die ab und an den Kapitelanfängen vorangestellt sind. Immer ist darauf Diego abgebildet und seinen treuen Augen kann man nur schwer wiederstehen. Ich finde, dass diese Bilder beim Leser - zumindest aber bei mir - große Emotionen wecken und die wahren Alltagsgeschichten noch greifbarer und spürbarer machen.  

 

 

Fazit: 

Ein wunderschönes, kurzweiliges Buch über den Alltag mit einem Vierbeiner und darüber, was wir als Menschen in Lebens- und Glaubensfragen von den Tieren lernen können. Meist amüsant, manchmal auch nachdenklich verbindet die Autorin dabei geschickt ihre Erlebnisse mit biblischen Verknüpfungen und zeigt, dass wir alle von Gott geliebt sind.