Rezension

Was würdest du tun, wenn du deinem Schicksal gegenüberstehst?

Hannah und ihre Brüder - Ronald H. Balson

Hannah und ihre Brüder
von Ronald H. Balson

Bewertet mit 4 Sternen

Es handelt sich hierbei um ein Buch, dass mich doch noch länger beschäftigen wird. In einer Zeit, in denen willkürlich über das Leben von Menschen entscheiden wurde, eine Zeit, die wichtig ist, die nie vergessen werden darf, lernen wir Ben kennen. Ben, ein Kämpfer, jemand der den Gräueln nicht zusehen will, der alles daran setzt, seine Familie zu retten.
Otto. Otto, der Jahre bei der Familie von Ben verbringt. Otto, der wie ein Bruder und ein Sohn wird. Der dann aber auf die andere Seite gelangt. Und den falschen Ideologien nicht entrinnen kann...
Die beiden treffen sich und Ben trifft eine Entscheidung: Otto soll für seine Taten büßen. Doch ist sein Gegenüber wirklich Otto aus seiner Jugendzeit? Oder trübt seine Erinnerung sein Urteilsvermögen?
Die LeserInnen werden in eine Zeit entführt, über die es bereits viel Literatur gibt. Doch es kann nie genug geben. Schonungslos erleben wir eine Zeit voller Glück und Harmonie in der es noch keine Judenverfolgung gab, in der noch keine Gräuel begangen wurden. Otto und Ben werden zu Freunden, mehr zu Brüdern. Doch dann beginnt die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus. Otto wechselt die Seite und Ben kämpft um das Überleben. Wir reisen mit ihm durch die Zeit, die langsam begann. Mit kleinen Repressalien, Demütigungen. Wir bleiben dabei, als ihnen alles genommen wird, begeben uns mit Ben auf die Flucht und als er zurückkehrt, weil er seine Lieben nicht zurücklassen kann. Wir erleben das Ghetto, Menschen, die sich selbst aufopfern um andere zu schützen und die grauenvolle Zeit im KZ. Durch die Augen von Ben erfahren wir, welche Rolle sein selbst ernannter Bruder Otto spielte und wie es damals möglich war, das Menschen sich einer Ideologie anschlossen, die niemals wieder passieren darf.
60 Jahre später treffen wir die Anwältin Cat und den Dedektiv Liam die sich auf Spurensuche machen und endlich Gerechtigkeit für Ben wollen. Bis zum Schluss bleibt offen, ob Otto wirklich der Otto ist, den Ben zu erkennen glaubt ...

Meinung:
Die Sprache ist sehr einfach geschrieben, das Buch ist wirklich flüssig zu lesen. Ich bin ab der ersten Minute abgetaucht und wollte immer wissen wie es weitergeht. Diesen Spannungsbogen hat der Autor sehr gut umgesetzt und bis zum Schluss bleiben die LeserInnen im Unklaren. Auch die Geschichte an sich fand ich sehr berührend und traurig. Mit viel Hintergrundwissen, auch politischem, gelang es dem Autor, die LeserInnen mit auf eine unbeschreibliche Reise zu nehmen. Manko: Durch die vielleicht zu einfache Sprache und Struktur ist man sehr schnell mit dem Buch durch. Gewisse Szenen hätten noch mehr ausgeführt werden können, werden nur kurz gestreift.

4 Sterne von mir!