Rezension

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Was zählt im Leben?

Panic - Wer Angst hat, ist raus - Lauren Oliver

Panic - Wer Angst hat, ist raus
von Lauren Oliver

Wer Angst hat, ist raus - denn dieses Spiel ist hochgefährlich. Mitmachen dürfen nur die Schulabgänger des Jahres, und welche Aufgaben sie lösen müssen, wird vorher nicht bekanntgegeben. Klar ist nur: Der Preis für den Sieger beträgt dieses Jahr 67.000 Dollar, und dafür stellen sie sich gern ihren Ängsten. Doch nicht nur der Preis ist hoch, auch das Risiko: Es gab schon mehrmals Todesfälle und schwerste Verletzungen. 

Die meisten der Spieler wollen das Geld kassieren, endlich raus aus der heruntergekommenen Kleinstadt Carp und die Chance auf ein neues Leben haben. Auch bei den anderen als mutig angesehen zu sein und bewundert zu werden ist eine Motivation. Heather beteiligt sich aus einer plötzlichen Laune heraus, weil sie ihren Freund mit einem anderen Mädchen beobachtet, doch im Laufe der Wochen entwickeln sich noch andere Gründe zum Weitermachen. Und Dodge hat einen ganz geheimen Grund, den er niemanden nennt... 

Heather, Dodge und Natalie sind drei der Spieler, die befreundet sind; auch ihr Freund Bishop will sie unterstützen. Die Beziehungen untereinander sind kompliziert, und es gibt viele falsche Vermutungen. Mag der/die Andere mich? Bin ich liebenswert? Diese Fragen sind für Jugendliche und junge Erwachsene brennend; hier werden sie gestellt. Dabei hat der Leser einen Vorsprung vor den Protagonisten und manchmal wollte ich den jungen Leuten gern einen Schubs geben. Das gilt allerdings auch für die Teilnahme am Spiel: Manche Aufgaben sind zwar angsteinflößend, aber einige sind lebensgefährlich. Bei kühler Überlegung würde sich wohl kaum jemand darauf einlassen, doch der Sog des Spiels und der Gruppenzwang ziehen anscheinend sehr viele mit. 

Das Buch konzentriert sich auf das Spiel und die Beziehungen untereinander. Mir fehlen andere Perspektiven: Haben sich so wenige von den Schulabgängern Gedanken um die Zukunft gemacht? Bishop hat einen Studienplatz am College, doch er scheint der Einzige mit einer Perspektive zu sein. Natalie will Model werden, doch anscheinend stammt sie aus einem begüterten Elternhaus - muss sie wirklich ihr Leben auf das Spiel setzen, um diesen Traum zu verwirklichen? Was möchte Heather eigentlich werden, ehe sie am Schluss einen Ausbildungsplatz findet? Und hat Dodge wirklich nur ein einziges Ziel im Kopf und keinerlei Vorstellungen, was danach kommen soll? 

In manchen Beziehungen ist mir dieses Buch also zu eindimensional, und einzelne Aspekte sind zu unrealistisch: Wie können die Schüler, die teils aus bettelarmen Familien kommen, ein Jahr lang täglich einen Dollar einzahlen? Die Qualifikation, der Sprung von einem Felsen und ein Baggerloch, wird eher als Spaß angesehen, dabei ist ein vergleichbarer Sprung vom 10-Meter-Brett sehr schmerzhaft, wenn man nicht sauber eintaucht. Wie kann es sein, dass die Polizei kaum etwas über das Spiel weiß? Dabei kann man doch davon ausgehen, dass irgend jemand sicherlich etwas verrät - und im übrigen wird das Spiel ja schon seit sieben Jahren gespielt und somit wissen ohnehin alle Bescheid, die unter 25 Jahre alt sind. Auch wenn Heathers Mutter nicht für ihre Tochter da ist: Gibt es keine Eltern, die mitbekommen, was ihre Kinder bewegt?

Aber trotz dieser Abstriche: Das Buch ist spannend, und es wirft im Leser die Frage auf, wie er sich selbst entscheiden würde. Was zählt im Leben?