Rezension

Weder Fisch, noch Fleisch... ich bin verwirrt!

Planet der Tiere
von Scott Bradfield

Bewertet mit 2 Sternen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung glaubte, mit Scott Bradfields "Planet der Tiere" das missing link zwischen Hawking und King gefunden zu haben. Ich stimme eingeschränkt eher der Times Literary Supplement zu, die in dieser Satire das "bittere Update" zu George Orwells Farm der Tiere sieht. Bis zum Schluss gelesen hat es wahrscheinlich keiner von beiden, sonst wären ihnen einige Ungereimtheiten aufgestoßen, die mir die Lektüre etwas vergällt haben. Die Genialität eines Hawkings, oder die Spannung eines Kings habe ich vermisst, allerdings hat es mich bei der Unterscheidung von Mensch und Tier teilweise doch ziemlich gegruselt. Und für eine Weiterführung des Aufstandes der Tiere auf Orwells Farm, war es indessen zu konfus.

Aber von Anfang an! Der Aufstand der Tiere beginnt hier in einem Londoner Zoo und verbreitet sich bald durch Charlie dem Raben um die halbe Welt. Der verfolgte Revoluzzer flüchtet in die Antarktis, lernt dort Muk Luk das Eskimomädchen kennen und lehrt dem Leser das Fürchten! Denn von nun an blieb bei mir die Frage hängen, ob in dieser Welt die Eskimos zu den Tieren, oder den Menschen zählen. Nicht nur, dass die Tiere niedere Arbeiten für die Menschen erledigen, aber auch, dass sie wie selbstverständlich Sex miteinander haben, verwirrte anscheinend nicht nur mich, sondern wahrscheinlich auch den Autor. Wie sonst hätte ich mir diese eklatanten Brüche von einem autofahrenden Raben, aber nur, wegen seiner Stummelflügel, ungeschickt umarmenden Pinguin erklären sollen?

Die Revolution zwingt die Menschen zu handeln. Geschickt verstehen sie es, die Tiere mit allerlei Tand und Trödel einzulullen. Der Rädelsfüherer wird verhaftet, andere Tiere haben das Kommando übernommen, aber im Grunde bleibt alles so wie es ist, als hätte man den Eintopf nur umgerührt, aber nicht gewürzt. Die Grenzen zwischen ernstzunehmenden Umbrüchen und altem Machtgefüge bleiben ebenso verwischt wie die zwischen Mensch und Tier.

Ich hätte mit eine klare Aussage gewünscht, so aber bleibt die Botschaft dieser Groteske unklar. Sind wir nun alle Tiere mit gleichen Rechten? Waren die Tiere nur Metaphern für unterdrückte Volksgruppen (aber welche Position hatte dann Muk Luk?)? Ein vielversprechender Plot ist im Sumpf der Nebenschauplätze auf Abwege geraten und hat sein Ziel verfehlt. Schade.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 02. Februar 2019 um 19:25

Woher kommt der zweite Stern? Scheint ziemlicher Unsinn zu sein.

Emswashed kommentierte am 03. Februar 2019 um 07:44

Der zweite Stern steht für meine Unsicherheit, ob ich nicht doch etwas Wichtiges übersehen, eine Parallele nicht gefunden habe. Das Buch ist von 1997 und somit schon fast wieder Geschichte, vielleicht habe ich da gerade die "Nachrichten" geschwänzt. ;-)