Rezension

Wegkreuzungen des Lebens

Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise
von Jean-Paul Dubois

Bewertet mit 4 Sternen

"Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise" beschreibt schon im Titel ziemlich genau das Hauptmerkmal dieses Buches des preisgekrönten Schriftstellers Jean-Paul Dubois. Trotzdem überrascht die Richtung des Romanverlaufs, die kuriosen Charaktere der Protagonisten, die im Leben des Gefängnisinsassen Paul Hansen wichtige Rollen spielen und die Vielfalt der angesprochenen Themen.
Paul sitzt in der Haftanstalt, zusammen in einer Zelle mit dem Hells-Angels-Biker Patrick. Dort teilen sich die beiden intimste Augenblicke, vom Stuhlgang bis zur Panikattacke und den Erinnerungen an beider Leben vor dem Knast, nur der Grund für Pauls Verurteilung bleibt für den Leser fast bis zum Schluss ein Geheimnis.

Der unauffällige Werdegang Pauls, wird begleitet von seiner französischen Mutter, die ein Kino betreibt, einem dänischen Vater, der dann schließlich aus Frankreich nach Kanada flieht und Pauls Frau, einer Beaver-Pilotin mit Indianerblut in den Adern.

Eine simple Story, die aber mit jeder Ausführung der Nebenfiguren, zwar schräg, aber doch je ein Puzzleteil in Pauls Leben bilden, ihn letztendlich zu der entscheidenden Straftat verleiten. Dubois versteht es ausgezeichnet, seine Leser mit ungewöhnlichen aber treffenden Sprachbildern zu versorgen und gleichzeitig auf wenigen (250) Seiten verschiedenste Themen anzusprechen, die das große Ganze bilden, an der vielleicht unsere Gesellschaft krankt und die mich ganz persönlich weg vom eigentlichen Roman, hin zum Grübeln über "uns" verleitet hat.

Es ist kein trauriger Roman, obwohl Trennung und Tod durchaus ihre Positionen besetzen. Die Tragik wird mit Humor ausgebremst und so dringt man relativ ungeschoren zu des Pudels Kern durch, nämlich dass jeder von uns die Welt auf seine Weise bewohnt, in der es aber durchaus zu Kollisionen kommen kann. Ich habe das Buch gern gelesen, ich mochte Dubois Tropus und leisen Ton.