Rezension

Weihnacht – Eine Nacht zum Weinen?!

Die Weihnachtsgeschwister - Alexa Hennig von Lange

Die Weihnachtsgeschwister
von Alexa Hennig von Lange

Bewertet mit 5 Sternen

Eine alljährliche Weihnachtsgeschichte, die sich dieses Jahr mal nicht wiederholen darf. Frieden soll werden, auf „derer“ Erden!

Alexa Hennig von Lange hat sich ein alltägliches oder ein alljährliches Thema für ihren kurzen und kurzweiligen Roman herausgesucht.

Es geht um das Familienfest Weihnachten! Provokant und mit spitzer Zunge erzählt sie die Geschichte dreier erwachsener Geschwister, die sich „alle Jahre wieder“ bei ihren Eltern treffen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. So platzen Tamara, Elisabeth und Ingmar mir ihren Kindern und (Ehe)Partnern bei ihren Eltern einen Tag vor Heiligabend herein. Das Treffen ist irgendwie Tradition, aber keiner scheint sich richtig auf das Aufeinandertreffen zu freuen. Beim Lesen spürt man sofort, dass das Geschwisterverhältnis extrem angespannt ist. Missgunst, Neid, Unverständnis und Eifersucht bestimmen stets unterschwellig die verbale und nonverbale Kommunikation. Sarkasmus und Ironie dürfen natürlich auch nicht fehlen. Aber jeder fällt im gemeinsamen Elternhaus auch wieder zurück in die gemeinsame, vertraute Kindheit zurück. Hier haben sie die gemeinsamen Wurzeln.

Alexa Lange von Hennig gelingt es, diese vielschichtige Dimension jenes Familientreffens gekonnt durch mehrfachen Perspektivenwechsel darzustellen. Die kurzen Sätze schaffen es, dass man sofort in die Geschichte einsteigen kann. Mir fiel es leicht, dieses soziale Drama nachzuvollziehen. Es war, als blicke man in einen Spiegel. Vielleicht wird manch einer meinen, es wäre etwas übertrieben, aber in meinen Augen trifft sie den oder einen Kern. Denn so, oder so ähnlich, kann sich eine Familie, die früher - als die Kinder noch Kinder waren - vereint und harmonisch unterm Baum gefeiert haben, entwickeln. Man driftet auseinander, hält aber innerlich am Gemeinsamen fest. Aber keiner schafft es, den ersten Schritt auf das im Herzen tief ersehnte Miteinander zu wagen. Ist es Stolz?!

Aber was wäre eine Weihnachtsgeschichte, die nicht gut ausgeht? Zu viel will ich nicht verraten, aber auch hier gibt es schließlich und letztendlich den „Geist der Weihnacht“, der gekonnt durch eine geschickte Aktion der Eltern eingefädelt wird. Und am Ende lernt man, was Familie ausmacht!

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Vom ersten Satz war ich gleich mit dabei. Alle drei Geschwister, deren Partner und Kinder, mit ihren Nöten, Bedenken und Argwohn aber auch Wünschen konnte ich bestens nachvollziehen. Man muss nicht extrem konzentriert lesen. Aufgrund der einfachen Sätze hat man beim Lesen genügend Zeit, sich über seine eigene Familie Gedanken zu machen. Und somit hat der zu Herzen gehende und durchaus tiefsinnige Roman für mich neben einem unterhaltenden / unterhaltsamen Charakter auch einen Finger-zeigenden Wert, da er zum Nachdenken auffordert.