Rezension

Weihnachtschaos

Für immer Sommerby -

Für immer Sommerby
von Kirsten Boie

Sommerby, das ist tief verbunden mit einem gemütlichen Zuhausegefühl. So machen sich auch Martha, Mikkel, Matts und Mutter Leonie auf dem Weg, um Weihnachten bei Oma Inge in Sommerby zu verbringen. Doch dann kommt alles anders als gedacht.

In "Für immer Sommerby" von Kirsten Boie erleben die Geschwister wieder ein spannendes und weihnachtliches Abenteuer.

Schon das winterliche, wunderschöne Cover lädt zum Träumen ein und vermittelt das wohlige Sommerby-Gefühl. Auch beim Aufschlagen des Buches und lesen der ersten Zeilen hat man das Gefühl Zuhause zu sein. Im Inneren stehen zu Kapitelanfang kleine Vignetten, die sich in einem bestimmten Rhythmus wiederholen.

Kleine Warnung vorweg: Diese Rezension könnte kleine Spoiler enthalten.

Kirsten Boie schreibt hier wieder einmal in ihren ganz eigenen Schreibstil, der für manchen vielleicht erst einmal ungewohnt ist. Es empfiehlt sich mit dem ersten Band zu starten und die Folgebänder der Reihe nach zu lesen, um dieses wunderbare Hyggegefühl aufzubauen. Das Besondere an der Reihe ist unter anderem, dass auch Plattdeutsch gesprochen wird. Im Anhang findet man eine gute Übersicht mit der hochdeutschen Übersetzung.

In diesem Band geht es recht rasant zu. Die Steuermannsinsel, das Zuhause von Ayleen, Ennes, Dilara und ihrer Schnasselbude droht verkauft zu werden. Martha steckt in einem Gefühlschaos zwischen zwei Jungs, Mikkel setzt sich wie gewohnt für die Tiere ein, es gibt Stromausfall und Matts geht im Schneesturm verloren. Alles ist im gewohnt heimeligen Ambiente geschrieben und man kann das Buch nur schwer aus der Hand legen.

Leider war es dann zum Ende hin plötzlich sehr schnelllebig und einfach nicht mehr rund. Zwar gab es gute Lösungen, aber es fehlten Marthas typische Gedanken dazu, keiner hat Matts freche Art dem Weihnachtsmann gegenüber gerügt, mir fehlte gerade zum Weihnachtsfest eine Erzählung aus alten Zeiten von Oma Inge oder Krishan - diese Szenen sind ja einfach auch das Besondere an der Reihe. Matts scheint aus seinem Erlebnis nichts gelernt zu haben und ist ziemlich undankbar, Nikkel wird irgendwie ständig übersehen und Martha wird viel zu viel Verantwortung aufgedrückt. Wäre ja alles nicht tragisch, wenn man es im Buch zu einer positiven Wende umgekehrt hätte. So fehlt mir hier auch eindeutig die pädagogische Komponente, die ich in Band 1 und 2 so schön umgesetzt habe. Das Ende wirkt leider so, als wäre hier viel gekürzt worden. Das heimelige Glückslesegefühl ist irgendwie abhanden gekommen. Auch der Titel ist etwas irreführend, erhofft man sich doch, dass die Familie zu Oma Inge zieht. Das Thema ist aber nur eine Randerscheinung.

"Für immer Sommerby" ist leider ganz anders als erwartet. Die Reihe ist mir eine der liebsten, weil sie bisher wichtige Werte und alte Traditionen vermittelt und auch der Umweltschutz mit angerissen wird. Dementsprechend schwer fiel es mir, hier dieses Mal zu rezensieren. Da konnten auch die wunderbar umgesetzten Themen der Nachbarschaftshilfe und dem Zusammhalt in Krisenzeiten das nicht gut machen.

Offiziell ist die Altersempfehlung ab 10 Jahren. Da der Text jedoch schon sehr anspruchsvoll is und auch die Themen immer intensiver, würde ich es eher ab 11 Jahren empfehlen.

"Für immer Sommerby" ist eine einerseits fesselnde Geschichte, die mitunter viel Lesefreude mit sich bringt, jedoch zum Ende hin leider kurzlebig ist. Die Hoffnung ruht auf einen hoffentlich vierten Band.