Rezension

Weit weit weg…… in einem fernen Niemandsland…………

Ferryman - Der Seelenfahrer - Claire McFall

Ferryman - Der Seelenfahrer
von Claire Mcfall

Bewertet mit 5 Sternen

Die letzte Reise einer Seele durch das Niemandsland, samt Gefahr, aber auch einem Beschützer, der uns den Weg erleuchtet, macht nachdenklich

Ferryman – Der Seelenfahrer von Claire McFall

Jaja. Es gibt da dieses eine Thema, über das nie Jemand reden möchte. Weder in der Realität, noch in Büchern. Denn diese sollen einen doch von den unschönen Dingen im Leben ablenken, und einen hinfort führen in die Welten der Fantasie. Und was ist wohl DAS, was in unserem Leben meist schnell überspielt wird, oder über das niemand reden will? Richtig. Der Tod. Der passt irgendwie nicht zum Leben. Denn man lebt dann ja nicht mehr. Doch wen das nun abschreckt, der sei gewarnt, und darauf aufmerksam gemacht, dass er keine Angst zu haben braucht. Weder vor dem Tod, noch vor dem Buch. Denn da gibt es zum Glück Jemanden, der einen führt. Und wohin? Tja. Das weiß wohl nicht mal er selbst. Und das mag von Kultur zu Kultur verschieden sein. Fakt ist. Es gibt einen Ferryman, der euch beschützt und hilft. Selbst wenn es manchmal gar nicht so scheinen mag. Und unter diesen Infos, werdet ihr das Buch ja nun wohl betreten können, ohne Angst zu haben, oder ständig daran erinnert zu werden, dass es hier um Tote geht. Denn mal ehrlich. Wenn die Tote im Buch selbst nicht weiß, dass sie tot ist, dann müsst ihr es ja auch nicht tun, selbst wenn ihr Wissen später doch noch eintritt. Denn Tristan, ja so heißt der gute Ferryman, ist eine wunderbare Ablenkung vom…… Tod :D. Doch was für eine Geschichte kann man mit dem Thema Tod machen? Wie muss diese aussehen? Kommen wir nun dazu.

Die Geschichte die das Buch erzählt:

Dylan lebt bei ihrer Mutter, ihr Vater hat sie verlassen, als sie 5 war. In der Schule ist sie nicht beliebt, und ihre beste Freundin ist weggezogen. Sie lebt in Schottland, und ist ein Teenager. Mit ihrer überfürsorglichen Mutter, gibt es immer wieder Reibereien. Als Dylan eines Tages zu ihrem Vater nach Aberdeen reisen will, nimmt sie nicht den Zug, den sie eigentlich nehmen wollte, sondern einen früheren. Denn in der Schule gab es mal wieder Stress und Höhnerei, ihre Mutter will eigentlich nicht, dass sie ihren Vater kennenlernt, und irgendwie ist eh gerade alles zu viel. Mit fatalem Ausgang. Denn irgendwie passiert etwas, und Dylan findet sich in einer kargen Landschaft wieder, in der es kein Leben gibt, bis auf ein paar Büsche. Moment. Kein Leben? Naja. Abgesehen von diesem Jungen, der dort sitzt, und sie leicht unheimlich anstarrt, und gar nichts sagt. Ja okayyyyy, ein bisschen gruselig :D. Anfänglich. Denkt sie erst noch, sie seien die beiden einzigen Überlebenden des Zugunglücks, kommt irgendwann heraus, dass es anders ist, und der Junge, namens Tristan, sozusagen Dylans Ferryman ist. Und spätestens hier wissen wir, und Dylan nun, dass sie bei einem Zugunglück gestorben ist. Wohl als einzige. Welch Ironie in dieser Einöde des Niemandslandes. Durch mehrere schicksalshafte Zufälle, wie ich ja finde. Aber wer weiß das schon genau? Die Fragen, ob der Tag des Todes auch wirklich der ist, an dem wir hätten sterben sollen, ist eine andere, und beschäftigt mich trotzdem irgendwie. Wäre Dylan auch gestorben, wenn sie in den von ihr gebuchten Zug gestiegen wäre, der später losgefahren ist? Wenn es den Ärger in ihrer Schule nicht gegeben hätte, wäre sie dann bis zum Ende dort geblieben, und hätte den früheren Zug nicht genommen? Hätte hätte, Fahrradkette. Ein sehr sensibles Thema. Hier hat sich mir zum ersten Mal die Schicksalsfrage gestellt.

Ein wenig anders als in der griechischen Mythologie fährt Tristan die Seelen nicht über den Fluss Styx, wie Charon der Fährmann, sondern führt die Seelen durch ihr eigenes Niemandsland, welches sie durchwandern müssen, um dorthin zu kommen, wo Seelen nun mal nach dem Tod hingehen. Die beiden machen sich auf den Weg, nicht ohne Gefahren zu durchlaufen. Denn es gibt Dinge, die schlimmer als der Tod sind. Nämlich der Tod einer Seele. Und trotz, dass das schon der Großteil der Geschichte war, und man gar nicht mehr erzählen braucht, ist da auf über 300 Seiten noch viel mehr, was sich ereignet. Eben auf der Gefühlsebene der Protagonisten, und wohl auch der Leser. Denn ob man will oder nicht. Den Weg der Toten, den muss man mit durchwandern. Man muss durch das Niemandsland wandern, und schauen was danach kommt. Und diese Denkansätze machen wohl jeden Menschen nachdenklich. Egal ob Jugendlicher oder Erwachsener. Denn sie halten einem etwas vor Augen, was manche gerne versuchen, beiseite zu schieben. Die eigene Sterblichkeit. Wie nun also die Geschichte weitergeht. Ob Dylan ihr Ziel erreicht, ob die Gefahren, die lauern, Überhand nehmen, ob Tristan erklären kann, WER er eigentlich ist, ob sie für immer Abschied nehmen werden, und vor allem……Warum ab und an in dieser Einöde die Sonne strahlt…… das könnt ihr beim Lesen gerne selber herausfinden :) Nur so viel sei gesagt. Wer meint, der Tod selbst sei das Schlimmste, was einer Seele passieren kann, der weiß nicht, dass es auch nach dem Tode zu gefährlichen Situationen kommen kann. Und trotzdem….Ich mag die leicht mystische Atmosphäre, die im Buch herrscht, die gar nicht vollkommen schwer mystisch ist, sondern von Leichtigkeit durchzogen. Bevor ich also nun zum Fazit und meinem Kopfgedankenchaos zum Buch komme, noch schnell etwas zum Cover.

Das Cover:

Wir haben schwarze Vögel, Dunkelheit, einen Baum, einen See, und zwei Menschen die Dylan und Tristan darstellen sollen, wozu man aber sagen muss, dass die beiden sich eher im Bereich des Aussehens von 16jährigen befinden. Dylan, weil sie eben so alt ist, und Tristan, weil er in der Gestalt erscheint, die es Dylan am leichtesten macht, ihm zu folgen. Clevere Sache irgendwie :D. Das Cover gefällt mir sehr gut, stellt es doch symbolisch alles da, was mit dem Tod und der Unterwelt in Verbindung gebracht wird, und spiegelt so das Buch irgendwie wider, das sich auch nicht auf eine bestimmte Mythologie oder Religion festlegt.

Nun kommt der wohl längste Teil der Rezension, weil meine Gedanken wohl den größten Teil einnehmen. Also. Fazit und eigenes Gedankenallerlei:

Das Buch ist bestimmt kein leichter Stoff, ganz einfach deswegen, weil es nicht sturr dahinplätschert, sondern einen nachdenken lässt. Über das Leben, und den Tod, und was wirklich wichtig ist. Trotz allem ist es ein Jugendbuch, weswegen man Stilelemente von genau diesen auch mit reingenommen hat. Und was ihm ein klein wenig Leichtigkeit zurückgibt. Aber Jugendbuchthema hat hier keinen Vorrang. Die Thematik liegt wirklich in diesem Band bei der Reise der Seele. Zumindest für mich. Wie in jeder Rezension gibt es sicherlich auch andere Menschen, die anders darüber denken. So wie in allen Dingen des Lebens. Man persönlich hat vielleicht Angst vor der Thematik des Todes. Und trotzdem gibt es da diesen Lichtblick im Buch, der einen durch die Dunkelheit des Todes führt, und das Thema damit angenehmer zu Lesen macht. Und ja, damit meine ich wohl Tristan. Aber auch Dylans Selbstwahrnehmung und Neugier sind ein großer Bestandteil der angenehmen Lesereise, durch ein, eigentlich karges und weites Niemandsland des Todes. Das Buch ist quasi erfüllt von der Seele der beiden Hauptprotagonisten, denn genau diese Geschichte wird erzählt. Hier reisen keine festen Körper, sondern eine Seele. Und diese ist verletzlich. Anders verletzlich als ein Körper mit Substanz. Alles baut auf den Überlegungen in Dylans Kopf und Gedanken auf. Die Welt um sie herum, Tristan selbst, und was sie wahrnimmt. Das Buch ist sehr symbolisch, mit fast allen Dingen, die wir mit dem Tod verbinden. Wir haben karge Landschaften, Tunnel, Boote auf Wasser, Fährmänner, Dämonen, und über jedem Kapitel diese wundervollen schwarzen Vogelschwärme, die symbolisch auch dafür stehen, Seelen ins Jenseits zu geleiten.

Wenn man also das Augenmerk darauflegt, dass es hier nicht darum geht, etwas darzustellen, was in unserer Vorstellung nach dem Tode kommt, macht alles durchaus Sinn. Es ist nicht direkt christlich angehaucht, mythologisch auch nicht, und für mich ist das Ganze sogar sehr psychologisch angelegt. Und doch: irgendwie ist alles eine Mischung aus christlichen Motiven, was nach dem Tode kommt, griechischer Mythologie, anderen Motiven aus anderen Mythologien über den Tod, und all das gemischt. Das gibt und die Chance und den Freiraum, uns nicht auf ein Jenseits festzulegen, sondern von allem etwas abzubekommen, und uns so unsere eigenen Vorstellungen zu lassen, weil sich nicht festgelegt sind, wie genau das Jenseits auszusehen hat. Ich finde es gut, dass das alles nicht direkt benannt wird, denn so hat man auch nicht wirklich einen Bezug zu den Dingen, und kann sagen "In Wirklichkeit ist das aber so und so". Die Autorin hat sich damit einen Freiraum geschaffen, indem sie einfach alles vermischt hat, was es so an Totenritualen gibt, und somit kann die eigene Fantasie spielen. Und auch wenn ich mit vielen Fragen zurückgelassen werde (und auf den zweiten Band hoffe, der mir Antworten bringt. Und den wird es geben, da eine Leseprobe im Buch vorhanden ist. Juhu! :D), und einige Dinge nicht logisch erscheinen, weil sie nicht so sind, wie es uns gelehrt wurde, so finde ich gerade DAS toll am Buch. Denn die beiden Protagonisten landen in einer Situation wo sie sich ganz und gar gegen Regeln und Logik stellen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Es ist passend für mich. Und wenn ich logische Zusammenhänge erwarte, dann lese ich ein Sachbuch. Fantasybücher sollten das bleiben, was sie sind. Der Fantasie der vielen Leser überlassen. Manche haben eben mehr davon, und können sich Dinge besser vorstellen, und andere nicht so. Deswegen. Wer klar strukturierte Dinge sucht, wird sie hier nicht finden. Ebenso wie eine klare Perspektivensicht der Charaktere, denn hier erscheint der Perspektivwechsel mitten und innerhalb des Kapitels, manchmal innerhalb von Sätzen, und schnellen Abschnitten, die sich auch schnell wieder ändern, und damit den anderen Protagonisten fokussieren. Doch da ist neu, und es gefällt mir.

Und dabei ist eines ganz klar. Das Buch spielt mit verschiedenen Themen, die Menschen am wichtigsten sind. Zuerst das Leben. Was wir für am wichtigsten halten. Wenn das Leben lebenswert ist, und wir uns nicht fürchten, oder bedauern, wenn wir es verlieren würden. Weil alles was wir im Leben fühlen, und mit wem wir es fühlen, so wichtig ist. Familie, Partner, Menschen, die unser Herz berühren. Doch was ist, wenn uns im Leben so jemand nicht begegnet, oder wir eben nie solch ein Leben leben dürfen?  Womit wir bei Thema zwei wären. Die Liebe. Juhu :). Der normale Weg bedeutet, wir lernen uns in unserem Leben kennen, verlieben uns, und wenn wir Glück haben, finden wir uns nach unserem Tod auf der anderen Seite wieder. Genauso übrigens, wie Familie und Herzmenschen. Doch was passiert, wenn wir die Liebe unseres Lebens nie finden? Womit wir direkt bei Punkt drei ankommen. Der Tod. Der uns trennt von allem was uns lieb ist. Unserem Leben, unseren Liebsten, unseren Sehnsüchten, Träumen, Hoffnungen.  Wenn man dies alles aber nun im Leben nicht hatte, und irgendwie dann doch findet. Und zwar auf dem Weg ins Totenreich, und in Form einer Person, die ihrerseits nie das Leben spüren und fühlen durfte, und die uns im Tod lebendiger macht, als es im Leben der Fall war…… dann wird es knifflig. Vielleicht muss man am Ende ja erst sterben, um zu leben. So wie Dylan. Doch kann man sich über die Gesetze des Lebens und des Todes hinwegsetzen? Wie soll das Ganze laufen? Und was ist mit Tristan, und der Erlösung von der Bürde und der Pflicht des Jobs, den Tristan sich nie ausgesucht hat, sondern den er einfach immer wieder und wieder erfüllen muss. Seelen überführen. Ohne an sich selbst zu denken. Ohne selbst zu leben. Worüber er sich nie beklagt hat. Was ihm aber durch Dylan immer mehr durch den Kopf geht. Tristan hat keinen eigenen Willen, einen inneren Zwang, der ihn zwingt, das zu tun, wofür er geschaffen wurde. Seelen zu führen. Selbst wenn er es nicht wollte, könnte er nicht dagegen aufbegehren. Anfänglich erscheint er wie eine Maschine, die ihre Aufträge ausführt. Dylan macht ihn ein Stück menschlicher. Aber wie es mit uns Menschen nun mal ist, wir sind menschlich, und damit verletzlich. Wir bluten, haben Gefühle….. leben eben. Es ist also ein Richtig oder Falsch der Pflicht, und überhaupt Allem. Ein Liebe gegen Regeln. Ein Selbstglücklichsein gegen Verantwortung. Und ein Nachdenken darüber, WAS uns im Leben und im Tode glücklich macht. Und ops, nun habe ich es verraten. Aber geht zu, darauf habt ihr doch die ganze Zeit gewartet. Ja, es gibt eine Liebesgeschichte zwischen Dylan und Tristan. Wäre ja auch doof, wenn nicht :D. Und plötzlich macht es gar keinen Unterschied mehr, ob die Welt um einen herum eine Einöde ist. Wahrscheinlich stimmt es doch, und unser Wohlbefinden richtet sich nicht danach, wo wir uns befinden, sondern MIT WEM wir uns befinden…………irgendwo im Niemandsland. Dylan, die sich im Niemandsland und ihrem Tod zum Trotz lebendiger fühlt, als zu der Zeit, als sie am Leben war. Und Tristan, der nie lebendig war, und nur den Tod kennt, und nicht die Lebendigkeit und das Leben, und sich irgendwie danach sehnt. Denn kann man wirklich sagen, man wisse alles, wenn man nie richtig gelebt hat, und darüber eigentlich nichts weiß, weil man immerzu mit dem Tod der Menschen konfrontiert wurde? Macht einen das erwachsener? Beschützender? Oder ist es so, dass man sich gegenseitig beschützt, weil jeder etwas hat, was der andere braucht? Beide sind sich gegenseitig Beschützer und Tröster und die Bindung zwischen den beiden wird immer stärker. Tristan wird menschlich, wo er anfänglich abgestumpft war, mit all den menschlichen Schwächen, die man uns oftmals zuschreibt. Nun ist die Frage, ob das etwas Gutes, oder eher Schlechtes ist. Denn als ein Beschützer von Seelen, muss man oftmals, wie jeder Beschützer eben, seine eigenen Gefühle hintenanstellen. Bekommen wir in unserem täglichen Leben nicht auch immer, gerade in schwierigen und sensiblen Berufsgruppen, gesagt, wir sollten Dinge nicht an uns ranlassen? Und was ist wohl schlimmer, als täglich den Tod an sich heranzulassen, und Tote dort hin zu bringen, wo sie verweilen sollen. Auch dass die Seelen sich eher um sich selbst und ihre eigene Trauer kümmern, und darum, fertig damit zu werden, dass sie nun nicht mehr leben, macht das Ganze nicht leichter. Nun kommt Dylan, und akzeptiert mit ihren noch jungen Jahren, ihren Tod. Ist mitfühlend. Und stellt ständig Fragen. Was zuerst nervig klingt, weil Tristan am liebsten seine Ruhe hätte, wird schnell dazu, dass die Fragen persönlich werden, und er das erste Mal merkt, dass sich jemand für IHN interessiert. Denjenigen, der doch einfach nur seinen, nicht so tollen, Job zu machen. Und Dylan stellt Tristan nicht nur Fragen, er reflektiert sie auch noch, hinterfragt, und stellt sich selber Fragen, an die er Jahrzehnte, Jahrhunderte, wie lange auch immer nicht mehr denken musste.

Was mir unheimlich gut gefällt, ist, dass wir hier im Buch mal wieder Protagonisten haben, die nicht perfekt sind. Dylan ist nicht die typische Schönheit, und Tristan nicht der typische Sonnyboy, dem jedes Mädchen verfallen würde. Und trotzdem gibt es eine Anziehung, zwischen den beiden, die aufgrund von Sympathie und gegenseitigem Vertrauen herrscht. Was für mich persönlich in einem Buch viel wichtiger und anziehender ist, als es jedes gute Aussehen sein kann. Denn das ist ja immer eine Frage der eigenen Vorlieben. Der Fixpunkt liegt hier also nicht am gegenseitigen Anhimmeln, sondern darauf, dass die Anziehung gegeben ist, aufgrund dessen, was man gemeinsam durchmachen muss, und über was man miteinander redet. Gespräche eben. Persönliche Gespräche. Die machen, dass Menschen Gefühle füreinander entwickeln. Ich würde mal sagen: Yeah :D. Denn was ist persönlicher, als Krankheit, die Frage wer man selbst ist oder der Tod? Und überhaupt. Lässt uns ein Buch, das uns über den Tod nachdenken lässt, nicht irgendwie auch über das Leben nachdenken, und darüber, was wir daraus machen sollten?

Mir gefallen die Figuren, denn Dylan ist nicht einfach nur eine Jugendliche, die sich auch so benimmt. Nein. Meist strahlt sie eine Reifheit aus, die manchmal sogar Erwachsenen fehlt. Und Tristan ist natürlich auch nicht einfach nur ein 16jähriger Junge, sondern vielmehr eine ähm…… irgendwas, das ich sicher im zweiten Teil erfahre :D….. der einfach diese Gestalt angenommen hat, um es Dylan leichter zu machen, aber mit dem Wissen einer langen Zeit. Und trotzdem ergänzen sie sich. Was Dylan benötigt um die Niemandswelt zu überstehen, wird ihr von Tristan gezeigt, dafür zeigt sie ihm ganz unbeabsichtigt ein Potpourri an menschlichen Empfindungen und Gefühlen. Und das sehr lebendig und in Tradition einer neugierigen und aufgeweckten jungen Frau, die mehr Lebendigkeit ausstrahlt als so manche Seele. Und das obwohl sie doch tot ist. Diese Lebendigkeit ist neu für Tristan, grämen sich die meisten Seelen doch darüber, tot zu sein. Miteinander reden, sich nach anderen erkundigen, sich selbst nicht als wichtigsten Mensch zu nehmen, andere fragen, wie es ihnen geht, kurzum…NETT sein. Das kann eine ganze Menge bewirken, und einige sind das vielleicht gar nicht gewohnt. So wie Tristan. Zusammen als Gespann gefällt mir die Chemie der beiden einfach. Es passt. Was mir besonders gefällt ist, dass sich während des Lesens eine Wandlung vollzieht. Der Beschützer und damit starke Part Tristan wird irgendwann zwischendrin verletzlicher, und Dylan, die anfänglich so verletzlich ist, wird stärker, und zwar für Tristan, den sie damit irgendwie beschützt. So will ich es mir zumindest einreden :D. Denn das Buch zeigt uns wunderbar, dass es manchmal wichtig ist, nicht auf die vorherbestimmten Wege zu achten, und auf ihnen zu verbleiben, sondern manchmal davon abzuweichen…………… oder gar umzukehren :).

Also fragen wir uns…. Wohin kommt unser Selbst, unsere Seele, wenn wir gestorben sind? Gibt es ein Leben danach, und wie sieht dies aus? Begegnet man all den Menschen, die vor uns gegangen sind wieder? Ist es wie ein Nachhause kommen? Doch was ist mit denen, die in ihrem Leben nie so empfunden haben, als ob sie ein Zuhause hätten? Und dabei meine ich nicht das Haus in Form einer Unterkunft, sondern eher das Glücklich sein. Angekommen sein bei jemandem, und mit jemandem, der einen liebt. Und ja. Was passiert, wenn man diesen Jemand ausgerechnet dort findet, wo es keine Zukunft geben wird? Nämlich in der Zwischenwelt nach dem Tod. Die man plötzlich als sein Zuhause ansieht, nur, weil eine bestimmte Person dort ist.

Und man vermutet es nur, aber eventuell ist die eigene Leserseele beim Lesen dieses Buches wirklich mit auf die Reise gegangen, und hat ganz neue Dinge erfahren. Mein Hüllenkörper hat wohl hier gesessen, und die Blätter des Buches umgeblättert, aber wer weiß schon, was mein Wahres Ich, meine Seele, beim Lesen alles erlebt und gelernt hat? Jaja. Das Buch ist wie eine Seelenreise, mit all ihren Facetten und Emotionen, und der Palette all dessen, was eine Seele so ausmacht. Buch spielt fast wirklich nur in der Niemandswelt, und diese Atmosphäre ist super toll beschrieben. Manchmal hat man sich genauso verloren und doch gleichzeitig geborgen gefühlt wie Dylan. Also lasst euch gesagt sein: Tristan ist ein Ferryman, ein Fährmann. Und ganz ehrlich. In dieser düsteren kargen und trostlosen Umgebung des Niemandslandes ist er nicht einfach nur Derjenige im Buch, der uns als Seele „abliefert“, dort, wo wir nach dem Tod eben eingeteilt wurden. Nein, es ist vielmehr so, dass er uns beschützt. Er beruhigt uns, nimmt uns die Angst, und auch die Ungewissheit vor dem, was kommt…….weit weit weg………auf der anderen Seite…….

Mein heutiges Rezensionslied MUSSTE dieses sein, weil es ganz einfach das ist, was mir sofort in die Gedanken schießt, wenn das Buch vor mir liegt:

„Don't pay the ferryman…….Don't even fix a price……….Don't pay the ferryman………Until he gets you to the other side.“