Rezension

Weiterleben

Von hier aus weiter -

Von hier aus weiter
von Susann Pásztor

Bewertet mit 5 Sternen

Schon in ihrem 2017 erschienenen Roman „ Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ging es um Tod und Trauer. Dass sich die Autorin, die als ehrenamtliche Sterbebegleiterin arbeitet, mit diesem Thema auskennt, beweist sie auch in ihrem neuesten Buch „ Von hier aus weiter“.
An ein Weitergehen mag Marlena nicht mehr glauben. Nach dreißig Ehejahren und dem Selbstmord ihres Mannes steht sie nun allein da . So war das nicht geplant. Deshalb ist Marlena nicht nur traurig, sondern auch wütend. Einsam und lebensmüde zieht sie sich immer mehr zurück, lehnt jegliche Hilfsangebote stur ab.
Dabei war sie es lange gewohnt, alleine zu leben, hat ihre Unabhängigkeit geliebt. Sie war nicht mehr ganz jung, als sie Rolf geheiratet hat. Ihn, einen Witwer mit drei fast erwachsenen Söhnen, hat sie damals über eine Kontaktanzeige kennengelernt. Es war eine glückliche Ehe. Marlena arbeitete weiter als Grundschullehrerin, Rolf hatte bis zu seinem Ruhestand eine gut gehende Landarztpraxis. Alles lief bestens, bis seine Krebsdiagnose ihr beschauliches Leben auf den Kopf stellte.
Die Tage nach der Trauerfeier übersteht Marlena nur mit Hilfe von Beruhigungsmitteln. Eigentlich hält sie nichts mehr am Leben.
Doch dann benötigt Marlena einen Klempner, der ihre defekte Dusche reparieren soll. Der Handwerker entpuppt sich als ehemaliger Schüler von ihr. Jack, so heißt der junge Mann, braucht dringend eine Unterkunft und Marlena bietet ihm ihr Gästezimmer an.
Jack revanchiert sich, in dem er für beide kocht und sich auch sonst um seine Gastgeberin kümmert. Langsam freunden sie sich an und Marlena nimmt wieder mehr Anteil am Leben. 
Sie geht auch wieder ans Telefon und erfährt so, dass ihre alte Freundin Wally einen Brief von Rolf an sie hat. Den muss sie aber persönlich in Wien abholen. Jack lässt Marlena nicht allein die weite Strecke fahren. Und mit von der Partie ist auch Ida, die junge Ärztin, die Rolfs Praxis übernommen hat. Eine Art Roadmovie beginnt, mit einem überraschenden Ende.
Susann Pásztor erzählt hier von einer Frau, die wieder lernen muss, ins Leben zurückzufinden. Denn: Wie lebt es sich weiter, wenn der geliebte Mensch tot ist? Marlena reagiert mit Rückzug, doch es braucht Menschen aus ihrem Umfeld, die einfach da sind, zuhören und Mut machen, damit ihr ein Neubeginn gelingen kann. Und ihre Enttäuschung und Wut kann der Leser erst richtig einordnen, wenn er die genaueren Umstände kennt. 

Auch in diesem Roman verbindet die Autorin ein schweres Thema mit erzählerischer Leichtigkeit. Es gibt immer wieder Situationen voller Komik, und Witz in den Dialogen. Besonders ans Herz wachsen einem die Figuren, die liebevoll und sympathisch gezeichnet sind. Und dieses Mal tragen noch eine Prise Magie und eine beginnende Liebesgeschichte zum Zauber der Erzählung bei. 
Mag manches auch zu schön um realistisch zu sein, so ist es doch eine Lektüre, die Hoffnung macht und zum Nachdenken anregt.