Rezension

Weitgehend packende und spannende Fortsetzung

Scythe - Der Zorn der Gerechten - Neal Shusterman

Scythe - Der Zorn der Gerechten
von Neal Shusterman

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Zorn der Gerechten" hat mir ebenso gut gefallen wie der erste Band der Reihe. Ich fand das Buch zwar gelegentlich etwas zäh und nicht alle Handlungsstränge konnten mich fesseln, aber die absolut spannenden letzten Kapitel und die alles verändernden Entwicklungen haben dies mehr als ausgeglichen. Das Ende ist ziemlich gemein, da der Leser hier mit mehreren dramatischen Geschehnissen konfrontiert und gezwungen wird, sich mit den potentiellen Auswirkungen und Konsequenzen zu befassen... und dann endet das Buch und um zu erfahren, wie es weiter geht, muss man die Wartezeit bis zum Erscheinen des dritten Bandes in Kauf nehmen. Shusterman weiß ohne Zweifel, wie man einen Cliffhanger schreibt, der neugierig auf mehr macht.

Auch der Rest der Erzählung war gut konstruiert. Es gibt verschiedene Handlungsstränge, die gleichzeitig verfolgt werden und der Autor hat die Verknüpfungen zwischen ihnen schön herausgearbeitet. Mir hat gefallen, dass die Ereignisse aus "Die Hüter des Todes" die Vorkommnisse in diesem Buch auf unterschiedliche Art beeinflusst haben, vor allem da gezeigt wurde, wie komplex die Lage ist. Die Kluft zwischen der sogenannten Alten Garde und der Neuen Ordnung wird immer größer und auch die Protagonisten selbst werden von mehreren Seiten bedroht, wodurch stets eine gewisse Spannung vorhanden war. Es wurde deutlich, dass das Buch auf irgendeinen bedeutsamen Moment hinarbeitete, da die Situation mehr und mehr aufgeladen und angespannter wurde, doch das Ausmaß des Ganzen war definitiv nicht vorhersehbar.

Wie schon im Vorgänger war das World Building für mich ein Highlight. Der Autor hat seine Welt sehr sorgfältig ausgearbeitet und die vielen kleinen Einzelheiten und Hintergrundinformationen waren faszinierend. Besonders toll war es aber, in diesem Band mehr über den Thunderhead zu erfahren. Ich habe die kurzen Einschübe aus seiner Sicht sehr gerne gelesen und fand es spannend zu sehen, was in ihm vor sich geht und wie er die verschiedensten Dinge wahrnimmt. Ein größerer Fokus hierauf wäre schön gewesen, doch auch die anderen Perspektiven haben mir gut gefallen. Neben den Charakteren, die man bereits im ersten Band kennen lernen konnte, spielt auch Greyson Tolliver eine große Rolle. Die Prämisse seiner Geschichte war sehr interessant, aber ich muss sagen, dass sie mich nicht wirklich fesseln konnte und ich nicht mochte, wie er sich bis zu einem gewissen Punkt entwickelt hat - auch wenn es unter den gegebenen Umständen wohl realistisch war. Die späteren Kapitel aus seiner Sicht konnten mich allerdings überzeugen und ich bin sehr gespannt darauf, wie es mit ihm weiter gehen wird.

"Der Zorn der Gerechten" bekommt von mir 4 Sterne. Mich konnten nicht alle Entwicklungen begeistern und ich fand die erste Hälfte des Buches gelegentlich etwas zäh, doch alles in allem handelt es sich um eine packende, spannende Lektüre und das Ende eröffnet viele Möglichkeiten für den nächsten Band, sodass ich schon sehr gespannt darauf bin.