Rezension

Weitgehend spannungsarmer Roman, der den Leser*innen aber einen tiefgehenden und überzeugenden Einblick in das Innenleben zweier Ehen gibt.

The Wife Between Us - Greer Hendricks, Sarah Pekkanen

The Wife Between Us
von Greer Hendricks Sarah Pekkanen

Im Jahr 2018 lag die gemessene Scheidungsquote in Deutschland bei etwa dreiunddreißig Prozent – hochgerechnet bedeutet dies: auf zehn geschlossene Ehen kommen etwa drei Scheidungen. Woran die Kurzlebigkeit der Liebesversprechen liegt, darüber lässt sich nur spekulieren. Eine gescheiterte Beziehung und das In-die-Brüche-gehen der Partner porträtiert auch der im Rowohlt-Verlag erschienene Roman „The Wife Between Us“ der US-amerikanischen Autorinnen Greer Hendricks und Sarah Pekkanen. Im Vorfeld lagen mir ausschließlich positive Resonanz vor, sodass meine Erwartungshaltung ziemlich hoch angesiedelt war – das zu Recht?

Die beiden Autorinnen schreiben sehr angenehm, sodass ein ständiger Lesefluss gewährleistet werden kann. Sie berichten aus verschiedenen Perspektiven die Entwicklung nach einer gecancelten, jahrelangen Beziehung und führen die Leser*in dabei mehrfach geschickt hinters Licht. Die Erzählinstitutionen büßen somit ihre Vertrauenswürdigkeit ein. Zudem vermischen sich vor allem im letzten Drittel die Zeitebenen zwischen aktuellen Ereignissen und Rückblenden zunehmend. Was sich als geschicktes stilistisches Gestaltungsmittel hätte entfalten können, stiftet hier unnötig Verwirrung. Dafür sind sowohl die Erzählwechsel zu unübersichtlich und beliebig als auch sich die Charaktere zu ähnlich.

Leider leidet die Handlung vor allem zu Beginn stark an Orientierungslosigkeit. Der Leser*in ist lange Zeit nicht klar, auf welche Reise man sich einzulassen hat. Die Autorinnen, so wird man den Eindruck nicht los, können sich zunächst nicht darauf einigen, auf welchen Aspekt der Geschichte sie ihren Fokus legen wollen. Somit dümpelt das Spannungsniveau oftmals auf einer Stufe vor sich her, mit wenigen Ausbrüchen nach unten und oben, und gerät vielmals in Gefahr, in Belanglosigkeit abzudriften. Viel zu lange passiert viel zu wenig – und das nimmt dem Roman seine Schärfe, seine Dringlichkeit.

Den intimen Einblick in die Gefühlswelt der Figuren, der uns gewährt wird, fand ich überwiegend authentisch – sei es liebevolle Aufopferung, trotzige Selbstbestimmung oder schiere Angst gegenüber dem erbarmungslosen Partner, die Emotionen ließen sich gut nachvollziehen. Die Kurve, die der Roman letztendlich schlägt, empfand ich als angenehme Abwechslung zur sonstigen weitgehenden Dynamikleere. Zwar steuert die Handlung auf einen etwas zu konstruierten Schluss hin, so nehmen die Autorinnen auf diesen Seiten aber zum ersten Mal Tempo auf.

Letztendlich habe ich mich an der vorliegenden Lektüre zwar nie ernsthaft gelangweilt, empfand aber auch nie großen Reiz, weiterzulesen. Auch einige Tage im Nachhinein ist mir kein markanter Aspekt des Romans im Gedächtnis geblieben. Daher vergebe ich nur eine Leseempfehlung an diejenigen, die sich von dem Klappentext angesprochen fühlen – alle anderen können hier getrost die Finger von lassen.

„The Wife Between Us“ ist ein weitgehend spannungsarmer Roman, der den Leser*innen aber einen tiefgehenden und überzeugenden Einblick in das Innenleben zweier Ehen gibt.

Ich vergebe daher zwei von fünf möglichen Sternen, mit Tendenz nach oben.