Rezension

Welcome to the Jungle

Dschungel
von Friedemann Karig

Bewertet mit 2.5 Sternen

Felix ist verschwunden. Irgendwo in Kambodscha. Auf inständiges Bitten von Felix' Mutter macht sich sein bester Freund schließlich auf die Suche nach ihn. Obwohl er nicht gerne reist, nicht gerne fremde Leute anspricht und obwohl er erst vor kurzem die Frau seines Lebens gefunden hat. Aber schließlich sind die beiden unterschiedlichen Jungs seit ihrer Kindheit die besten Freunde. Also setzt sich unser namenloser Hauptcharakter in den Flieger.

War ich Anfangs noch ganz angetan von der Geschichte um die beiden Freunde, habe ich mit der Zeit leider das Interesse verloren. Mein größtes Problem war wahrscheinlich das Ende. Die ganze Zeit wartet man auf Erklärungen, eine Aussprache, das große Wiedersehen! Und dann das? Den Dreh, den Karig hier einzubauen versucht hat, nehme ich ihm nicht ab. Leider wirkte es auf mich konstruiert und unrealistisch im Sinne von nicht nachvollziehbar. Aber nicht nachvollziehbar waren für mich generell viele Entscheidungen des Ich-Erzählers. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er an seiner Reise wächst, sondern zunehmend infantil wird.

Es gab hier durchaus interessante Szenen. Die Kindheit der beiden Jungs war anschaulich geschildert. Ihr Aufwachsen und die Entwicklung ihrer Beziehung. Auch die Sprachlosigkeit, die unter den Jungen im Teenageralter herrscht, den Drang gefallen zu wollen, die kleinen Verletzungen, die mit Freundschaft einhergehen. Davon hätte ich durchaus ausführlicher lesen können. Das umherschweifen des Ich-Erzählers in Kambodscha kam mir dagegen auf Dauer etwas sinnlos vor. Ja, es gibt ein paar gute Gedanken über Reisende, Backpacker und überlaufene Urlaubsparadiese aber das hatte absolut nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun.

Ich denke, „Dschungel“ könnte etwas für diejenigen sein, die „Dunkelgrün fast Schwarz“ mochten. Von der Stimmung her hat es mich daran erinnert und auch die ambivalenten Hauptcharaktere riefen Erinnerungen an Fallwickls Roman wach. Alle, die „Dunkelgrün fast Schwarz“ wie ich nicht so gerne lasen, würde ich auch hiervon abraten. Es gibt bestimmt Leser, die Verständnis und Empathie für diese beiden Jungs aufbringen können, ich konnte es leider nicht.