Rezension

Wem kannst du trauen?

Layers
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 4 Sternen

Der 17-jährige Dorian Roger hat es Zuhause nicht mehr ausgehalten und ist abgehauen. Lieber lebt er auf der Straße und schlägt sich so, mehr schlecht als recht, durch, als dass er weiterhin im elterlichen Haushalt lebt. Einer seiner Schlafplätze ist in einer Nische in einem U-Bahnhof, doch diese ist begehrt. Nicht selten kommt es vor, dass andere Obdachlose Streit miteinander beginnen und auch Dorian selbst hat einen solch "speziellen Freund". Zwar versucht er, dessen Weg so wenig wie möglich zu kreuzen, doch wirklich vermeiden lässt es sich nicht. Doch eines Morgens wacht Dorian auf - sein Messer ist blutig und eben jener Obdachlose, Emil mit Namen, mit dem er zuvor in Streit geraten ist, ist augenscheinlich tot.

Dorian jedoch hat Glück im Unglück und wird kurz nach der "Tat" von einem Unbekannten angesprochen, der ihm helfen will. Da Dorian an sich nichts zu verlieren hat, entschließt er sich, dem Mann zu vertrauen und dieser bringt den Jungen in die Villa Bornheim, die etwas außerhalb der Stadt liegt. Hier leben mehrere Jugendliche, die in einer ähnlichen Situation wie Dorian waren - sie alle eint, dass es Ausreißer sind, die sich freiwillig für ein Leben auf der Straße entschieden haben. Dorian bekommt dort sein eigenes Zimmer, neue Kleidung, Essen und sogar Unterricht wird dort abgehalten. Auch steht es den jugendlichen Mitbewohnern frei, selbst dort zu unterrichten. Der Betreiber dieser Villa, Raoul Bornheim, ein erfolgreicher Unternehmer, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Jugendlichen zu helfen.

Das jedoch nichts im Leben umsonst ist, erfährt Dorian recht zeitnah, denn die Jugendlichen müssen Arbeiten verrichten. Neben den Pflichten im Haushalt, besteht ihre Aufgabe darin, in Fußgängerzonen Flugblätter zu verteilen. Die Order hier lautet: sich niemals von seinem Standpunkt wegbewegen. Dorian fügt sich, auch wenn er wenig Sinn darin sieht, Flugblätter zu verteilen, die niemanden ernsthaft interessieren und von denen die meisten im Müll landen werden. Tatsächlich gelingt es ihm, eine andere Arbeit zugeteilt zu bekommen. Zukünftig soll er kleine Botengänge für Bornheim erledigen, alles im Geheimen und sehr verschwiegen. Es gelingt ihm erstaunlich gut, dieser Aufgabe gerecht zu werden - bis zu dem einen Tag, an dem er eine Sendung nicht zustellen kann. Als er, von Neugierde getrieben, das Päckchen öffnet und den Inhalt erblickt, wird nichts mehr so sein, wie es war. Ab diesem Zeitpunkt ist er ein Gejagter ...

Wem kannst du trauen? Der Plot wurde spannend und abwechslungsreich erarbeitet. Besonders beeindruckt hat mich hier, wie der Protagonist in den unterschiedlichen Situationen agierte, um seinen Jägern immer wieder zu entkommen - ich muss sagen, für einen 17-Jährigen eine reife Leistung. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet. Ans Herz gewachsen ist mir Protagonist Dorian, denn obwohl er sich in einer wirklich misslichen Lage befindet, weiß er, was er will und tatsächlich gelingt es ihm mit Hilfe seiner Cleverness, immer wieder zu entkommen und nach und nach dem Geheimnis der Lieferung auf die Spur zu kommen. Den Schreibstil empfand ich als sehr spannend zu lesen, sodass ich abschließen sagen kann, dass mir das Buch schöne Lesestunden bereitet hat.