Rezension

Wendungsreicher und komplexer Justizkrimi mit Suchtpotential

Liar
von Steve Cavanagh

Mitten in der Nacht erhält Rechtsanwalt Eddie Flynn einen Anruf von Leonard Howell – dessen Tochter Caroline wurde entführt und Eddie soll ihm helfen, sie zu finden und ihn vor Gericht vertreten, da er Eddie aufgrund zurückliegender privater Ereignisse für mehr als geeignet für den Job hält. Doch es gibt keine Lösegeldforderung, kann er die verschwundene Tochter so wirklich rechtzeitig finden?

Beim Cover des Buchs hat sich der Verlag wieder an die übliche rot-schwarze Optik der Neuauflagen der Steve Cavanagh Bücher gehalten, was mir persönlich super gefällt, da man das Buch auch ohne große Kenntnisse von Erscheinungsterminen im Regal entdecken und direkt zuordnen kann. Das Buch punktet außerdem wieder durch den tollen Schreibstil, die gute Übersetzung und die knackig kurzen Kapitel über wenige Seiten, die einen so durch das Buch fliegen lassen, dadurch hatte ich es trotz der knapp über 500 Seiten in 3 Tagen gelesen. Es gibt hier zwar keinen Perspektivenwechsel, weshalb man lange nichts über Täter und Zustand des Opfers sagen kann, dies mindert die Spannung aber keineswegs, und man erfährt kapitelweise etwas aus der Vergangenheit einer Person, die man zunächst nicht zuordnen kann. Wer die Bücher um Eddie Flynn kennt, weiß, dass es auch einen erheblichen Anteil an Gerichtsszenen und Verhandlungstagen gibt, dennoch fördern sie oft unglaubliches zutage, weshalb auch diese Szenen niemals langweilig werden.

Die Zusammenarbeit mit seinem Freund Harry Ford und der FBI-Agentin Harper steckt in „Liar“ noch in den Kinderschuhen, wird aber schon gut angedeutet und in den Folgebüchern dann weiter ausgebaut.

Die Story war insgesamt sehr vielschichtig und die Zusammenhänge zunächst unklar, was zum Miträtseln und dem Aufstellen eigener Theorien einlädt (die natürlich letztendlich falsch waren), dennoch schafft es Steve Cavanagh nach und nach Klarheit reinzubringen und die Verwirrung aufzulösen.

Das Ende war ganz gut aufgelöst, eine Kleinigkeit hat mich etwas gestört und wurde für mich nicht ausreichend beleuchtet, dennoch hat es mich nicht unzufrieden zurückgelassen.

Es handelt sich hierbei um Teil 3 der Eddie Flynn-Reihe, aber man kann (wie ich) auch mittendrin einsteigen, sie unabhängig voneinander lesen und hat dennoch nicht das Gefühl, dass einem nötiges Vorwissen fehlt. Frühere Fälle werden allerdings kurz angeschnitten, weshalb man, wenn man alle Bücher lesen will, in der richtigen Reihenfolge anfangen sollte, um nicht unnötig gespoilert zu werden. Tolle Lesezeit, ich freu mich auf die weiteren Teile!