Rezension

Wenig innovativ

flüchtig - Hubert Achleitner

flüchtig
von Hubert Achleitner

Bewertet mit 2 Sternen

Dieses Buch fängt vielversprechend an. In einem sehr schönen Erzählstil, mit Humor und Raffinesse, erfährt man von Maria, die mit Mitte 50 ihr gesichertes Leben hinter sich gelassen hat und obendrein noch verschwunden ist. Man freut sich auf Originelles und Rätselhaftes und muss dann direkt im zweiten Kapitel die Vollbremsung einlegen. Da wird weit ausgeholt, Familie, Jugend, Eltern, Umfeld eines jeden Protagonisten, ob wichtig oder nicht, wird gründlich beleuchtet, bis man so gegen Seite 80 den Faden wiederfindet.

Der Autor ergeht sich in ausführlichen Betrachtungen der Welt der 70er Jahre und hat sicherlich recht, genau so war es, aber wer möchte das wissen? Wer alt genug ist, dabei gewesen zu sein, der weiß es schon und wer jünger ist, den interessiert es nicht sehr und der hat auch wenig Lust zu googeln, wer Leonhard Coen wohl sein mag.
Dann kommt Herwig daher, Lehrer, 60, sieht aber keinen Tag älter aus als 50, trägt die berühmten abgewetzten Cordhosen, die man einst so trug als Intellektueller, die alle kennen, die sie miterlebt haben, die aber seit 30 Jahren im Straßenbild nicht mehr auftauchen. Der Eindruck drängt sich auf, hier ist ein Autor doch sehr im vergangenen Jahrhundert verhaftet, auch wenn seine Protagonisten Smartphones bedienen.

Ist das durchstanden, geht Maria endlich auf ihren Selbstfindungstrip und, man staunt, stolpert prompt über ein Hippiefestival. Ich möchte nicht behaupten, dass es die heute nicht mehr gibt, das mag sein, aber sie sind nachweislich rar. Fast möchte man Maria um ihr Glück beneiden, würde es sie in irgendeiner Form weiterbringen. Leider sieht sie es wohl eher touristisch. Haben wir das auch erlebt, abgehakt, Foto, weiter.

Was eine Reise zu sich selbst sein sollte, wird hier zur Farce. Weitgehend unreflektiert hakt Maria alle Stationen ab, die gemeinhin zur Selbstfindung dienen, erlebt sie aber nicht. Stattdessen werden Lebensweisheiten zum Besten gegeben, hübsch formuliert, aber schon lange nicht mehr neu.
Hier kann jemand schreiben, leider hat er nichts Besonderes zu erzählen.

Im Verlauf des Buches schießt auch noch der eigentlich schöne Stil, immer öfter über das Ziel hinaus und wird blumig. „…der Segen des Mutterglücks verlieh ihr eine zeitlose Reife…. Sie war von exotischer Anmut und hatte das Leuchten eines blühenden Kirschbaums.“

Mit diesem Buch liefert der Autor recht passabel seine Gedanken zum Thema Älterwerden, nur sind die weder neu noch innovativ. Dieses Buch wird vermutlich sein Publikum finden, ich fand es eher altbacken und klischeehaft.