Rezension

Wenig Seiten mit tollem Inhalt

Maresi - Maria Turtschaninoff

Maresi
von Maria Turtschaninoff

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Frauen führen oft kein einfaches Leben und besitzen kaum Rechte in ihrer Welt. Doch es gibt eine Insel, auf der nur Frauen geduldet werden, dort können sie sich weiterbilden, die Mythen alter Göttinnen studieren und einfach frei sein. Auch Maresi lebt als Novizin auf dieser Insel und so brauch sie sich vor nichts zu fürchten. Doch eines Tages kommt eine neue Novizin auf die Insel, Jai. Sie strotzt nur so vor Dreck und scheint vollkommen am Ende zu sein. Sie sucht auf der Insel Schutz vor ihrem erbarmungslosen Vater, doch Jais Vater gibt nicht auf und folgt ihren Spuren. Die Frauen müssen über sich hinauswachsen, um sich und ihr Zuhause vor dem brutalen Mann zu schützen.

Ich war zunächst sehr skeptisch, da der Roman grade mal ca. 240 Seiten umfasst und ich eher eine Freundin von seiten starken Romanen bin. Ich habe einfach bei recht kurzen Romanen das Gefühl, dass nicht genug Platz ist, um Figuren authentisch zu skizzieren und auch die Handlung oft mit viel zu wenig Worten abgetan wird. Doch die wenigen Seiten von „Maresi- Das Lied der Insel“ haben es in sich und der Autorin ist es gelungen mich positiv zu überraschen. Vor allem Freundschaft und das Leben an sich steht im Fokus des Romans, sodass grade der Anfang sehr ruhig gehalten ist und man die Protagonistin Maresi und ihre Gedanken besser kennenlernen kann und erst zum Ende hin überhäufen sich die Ereignisse und die Geschichte nimmt rasant an Spannung zu.
Die Welt ist ein gelungener Mix aus historischen und fantastischen Elementen. Die Frauen führen auf der Insel ein einfaches aber glückliches Leben. Der Autorin gelingt es ausgesprochen gut, der Welt bzw. der Insel eine gewisse Tiefe zu verleihen und man erhält einige Informationen. Insgesamt wirkt die Geschichte wie eine Nebel umwobene Saga auf mich. Voller Geheimnisse und mystische Rituale wie z.B. den Mondscheintanz.        
Grade die Rollenbilder, im Roman, wirkten jedoch sehr klischeehaft auf mich. So sind Männer die bösen und brutalen Figuren, die sich einfach alles nehmen und die Frauen werden eher friedvoll skizziert und können nur durch Zusammenhalt etc. gewinnen. Trotz dieses Kritikpunktes ist es der Autorin dennoch gelungen mich in den Bann zu ziehen.
Die Autorin beschreibt die Welt insgesamt sehr malerisch und durchaus detailliert, sodass ich mir die kleine verträumte Insel absolut gut vorstellen konnte. Der Schreibstil wirkte auf mich recht einfach aber eindringlich, sodass ich durch die Seiten nur so geflogen bin und ich viel zu schnell am Ende des Buches angelangt bin.
Maresi ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen und ich fand es interessant, sie in ihrem alltäglichen Leben zu begleiten. Vor allem durch ihre absolute Liebe zu Büchern musste ich sie einfach mögen. Sie wächst an ihren Aufgaben und macht eine durchaus realistische Charakterentwicklung durch, was mich bei der Kürze des Romans sehr verwundert hat.
Jedoch haben die Nebenfiguren in dem Roman kaum Platz und viele wirkten auf mich etwas farblos. Man sieht die Menschen einfach aus der Sicht von Maresi und sie legt in ihrer Chronik einfach wesentlich mehr Wert darauf das Geschehene zu schildern.

Der Autorin ist es gelungen mich mit nur wenigen Seiten vollkommen zu überzeugen und ich sollte vielleicht meine Vorurteile bezüglich dünnen Büchern überdenken. „Maresi- Das Lied der Insel“ ist weder oberflächlich noch eindimensional. Die Geschichte überzeugt mit einer tollen Protagonistin und einer grandiosen Atmosphäre. 

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