Rezension

Wenig sensationell

City of Girls - Elizabeth Gilbert

City of Girls
von Elizabeth Gilbert

Bewertet mit 3 Sternen

„Im Sommer 1940, als ich neunzehn Jahre alt und ein Dummkopf war, schickten meine Eltern mich zu Tante Peg, der eine Theaterkompanie in New York City gehörte.“

Vivian Morris ist eine lebenslustige unbedarfte junge Frau aus gutem Elternhaus. Der Vater ist Unternehmer, die Mutter eine Pferdefrau ohne großes Interesse an ihrer Tochter, ihr Bruder Walter studiert in Princeton. Vom renommierten College Vassar wird Vivian wegen nicht vorhandener Leistungen rausgeschmissen. Ihre Eltern schicken sie kurzerhand nach New York zu ihrer Tante Peg, Mit zwei riesigen Koffern und einer Nähmaschine landet Vivian im Lily Playhouse, dem kleinen Theater, das Peg gemeinsam mit ihrer Partnerin Olive in Midtown Manhattan betreibt. Für Vivian beginnt ein Leben, das sie bislang noch nicht kannte - Showgirls, Alkohol und durchgetanzte Nächte. Bis sie eines Tages in einen veritablen Skandal verwickelt wird und New York verlässt, um nach Hause zurückzukehren.

Elizabeth Gilberts Roman „City of Girls” hat ganz schön viele Vorschusslorbeeren kassiert. Von den Medien als „betörender Mix aus Charme und Witz“ gefeiert, entpuppt sich der Roman eher als seichte Lektüre mit einem allerdings recht interessanten Aufbau. Denn der gesamte Roman ist ein Brief, den die mittlerweile 90-jährige Vivian schreibt, ein Antwortschreiben an Angela, eine Frau von der man lange nicht weiß, wie sie in Vivians Geschichte passt. Wer Vivian für ihren Vater war, möchte Angela zu Beginn des Buches wissen.

„Tja. Was war ich denn für ihren Vater? Nur er hätte diese Frage beantworten können. Und da er sich entschieden hatte, nie mit seiner Tochter über mich zu sprechen, steht es mir nicht zu, Angela zu erzählen, was ich für ihn war. Ich kann ihr allerdings erzählen, was er für mich war.“

Und dann legt Vivian los. Da ist dieses Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden, „verbannt“ nach  New York – welchen Sinn dies aus Sicht der Eltern macht, kann nicht ergründet werden -  die sich in das fremde, pralle Leben wirft. Geplapper, die bizarrste Entjungferungsszene, die ich jemals gelesen hab, Eskapaden, modischer Firlefanz – hier habe ich bald quer zu lesen begonnen. Interessanter wird die Geschichte erst viel später im Verlauf, als Amerika dem Zweiten Weltkrieg beitritt, Vivian älter wird  und die Geschichte nicht mehr ganz so ausschweifend schillernd ist.

Der Cosmopolitan nannte City of Girls eine “Sensation”. Vielleicht war Vivian zu ihrer Zeit tatsächlich eine Sensation. Aber der Roman selbst ist nicht mehr als eine belanglose Unterhaltung.