Rezension

Wenige gute Ideen ergeben keinen guten Roman

Mobbing Dick - Tom Zürcher

Mobbing Dick
von Tom Zürcher

Bewertet mit 3 Sternen

Dick Meier, der noch bei den Eltern wohnt, schmeißt sein Jurastudium und startet seine Karriere bei einer Schweizerischen Bankanstalt. Als der Druck zu groß wird, flüchtet er in sein Alter Ego Mobbing Dick, das immer mehr die Kontrolle übernimmt.

Tom Zürcher entwirft hier eine bitterböse Geschichte über das Bankwesen. Auch wenn der Roman in der Schweiz spielt, denke ich, man könnte das Ganze auf deutsche Banken übertragen. Hier wird mit Ellenbogen gearbeitet; Hauptsache nach oben kommen, unten wird die Arbeit gemacht und der ahnungslose Kunde bezahlt. Ich glaube, so weit entfernt von der Wahrheit ist die ganze Geschichte nicht, wenn man bedenkt, dass in der Realität 80jährigen noch eine Rentenversicherung verkauft wird. Aber auch Dicks Familie kommt nicht gut weg. Da wird genauso gelogen und hintergangen, egal ob es ums Geld geht, oder um die Tatsache, dass man einen dritten Mitbewohner braucht, als Dick aus dem trauten Heim ins Rotlichtmilieu zieht.

Die einfache Sprache und der Wortwitz haben mich etwa hundert Seiten gut unterhalten, aber dann stagniert der Roman. Die ewige Diskussion über Dicks Vornamen war für mich irgendwann nicht mehr witzig. Die Charaktere sind bewusst einfach gehalten und entwickeln sich auch nicht (allerdings gehts hier auch nicht um die Charaktere). Auch der Einfall mit dem Zahnarztstuhl, den ich unglaublich gut fand, ist schnell im Nichts verlaufen. Da kommt nichts neues mehr und die Geschichte dümpelt vor sich hin, bis Mobbing Dick mehr und mehr beginnt, das Geschehen zu bestimmen. Das endet dann in einem Finale, das brutal daherkommen will, mich aber überhaupt nicht überzeugt hat. Das Ende des Romans war dann keine große Überraschung mehr.

Ein paar gute Einfälle machen für mich keinen guten Roman und unter dem Strich hat Mobbing Dick mich nur lauwarm zurückgelassen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 07. Oktober 2019 um 14:36

Kann man so sehen. Warum nicht. Das Ende fand ich auch nicht gut. Du hast natürlich recht: Nicht Mobby ist der Held, eher ein Antiheld, sondern es geht um die Verarsche, die die Banken (oft) betreiben.