Rezension

Weniger eine Liebesgeschichte als ein Einblick in das Leben verschiedener Personen

Morgen ist es Liebe - Monika Maifeld

Morgen ist es Liebe
von Monika Maifeld

Mich an „Morgen ist es Liebe“ heranzuwagen, war eine ganz spontane Entscheidung. Nachdem ich wochenlang schon um diesen Roman herumgegeistert bin und mich das Cover einfach so gar nicht angesprochen hatte, überwand ich mich schließlich doch dazu, mir wenigstens mal den Klappentext durchzulesen. Und siehe da – mein Interesse war sofort geweckt! 

„Morgen ist es Liebe“ bietet eine sehr spannende Ausgangssituation. In einer eisigen Winternacht hat mal wieder das Schicksal seine Finger im Spiel, denn obwohl die junge Ärztin Alexandra trotz einer vorangehenden Feier keinen Tropfen Alkohol getrunken hat und sehr vorsichtig fährt, verunglückt sie mit dem Auto und wird bewusstlos. Weit und breit findet sich kein einziger Zeuge des Unfalls außer Martin, der in den Weinberg kam, um seinem Leben mit Schlaftabletten und der eisigen Kälte ein Ende zu setzen. Er muss nicht lange überlegen, bevor er der jungen Frau hilft und sie aus dem Auto zieht, das schon wenige Momente später in Flammen aufgeht. Als er sie mit seinem Mantel zudeckt und Hilfe holen möchte, hört er bereits erste Sirenen und beschließt kurzerhand, das Weite zu suchen. Alexandras Erinnerungen an die Unfallnacht sind durch die Gehirnerschütterung stark verblasst und so bringt ihr vor allem der für den „Fall“ zuständige Polizist viel Misstrauen entgegen. Der befreundete Reporter sieht in dem Geschehen seine neueste Titelstory und möchte den Retter mithilfe einer Belohnung hervorlocken. Und vor dem Haus von Martha, Alexandras Mutter, taucht auf einmal ein Bettler auf, der sich bei dem starken Schneefall als große Hilfe erweist. Dieser hatte eigentlich ganz andere Gründe dort aufzutauchen, denn er braucht dringend seinen Mantel zurück, in dem sich sein Abschiedsbrief befindet…

Den Schreibstil des Buches fand ich zu Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, was zum einen daran lag, dass sich die Figuren oft derart förmlich und gehoben ausdrückten, als stammten sie aus einem anderen Jahrhundert. Da wird dann die richtige Verwendung einer Serviette gelobt oder eine 33-Jährige Frau schämt sich wegen eines leidenschaftlichen Kusses (von dem der Leser nicht einmal Einzelheiten geschildert bekommt), weil sie sich „so gehen lässt“. Das empfand ich zwar nicht als übermäßig störend, fiel mir aber doch immer wieder auf. Die Gespräche wirkten zum Teil doch schon ziemlich gestelzt oder sehr förmlich.
Zum anderen lag es an der merkwürdigen Erzählperspektive, denn es wird immer wieder auf derselben Seite zwischen den Sichten der verschiedenen Personen gewechselt. Fand ich dies anfangs sehr abstrus, so gefiel mir das mit der Zeit immer mehr, da man so einen umfassenden Einblick in die Gedanken jeder handelnden Person bekam. Man musste sich nicht fragen, was denn die andere Person in dem Gespräch gerade dachte, denn es wurde schon Sekunden später geschildert. Das kommt in Büchern oft zu kurz und hat mich hier sehr positiv überrascht, denn es wirkte anfangs zwar ungewohnt, aber keinesfalls ungeschickt oder unpassend. Man gewöhnt sich daran und es ist meiner Meinung nach schließlich unglaublich bereichernd.

Des Weiteren hat mich überrascht, dass die Liebesgeschichte zwischen Martin und Alexandra gar nicht so sehr im Vordergrund stand, wie es der Klappentext andeutet. Man liest nämlich auch aus der Sicht anderer Personen, die mit dem Geschehen zwar irgendwie zu tun haben, aber doch eher im Hintergrund agieren. Auch in deren Leben bekommt man einen umfassenden Einblick. Es werden interessante Nebengeschichten eingeflochten, die schließlich irgendwie zusammenlaufen und das Geschehen zusätzlich spannend machen. Martha, Alexandras Mutter, erhielt sogar weit mehr Raum als Alexandra, denn auch diese Dame darf sich nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes noch einmal verlieben. Diese Liebesgeschichte gefiel mir sogar deutlich besser als die zwischen Alex und Martin, denn sie wurde viel authentischer und schöner aufgebaut. Während es bei Martha und ihrem Auserwählten in kleinen, nachvollziehbaren Schritten voranging, so entwickelte es sich bei Martin und Alexandra schnell und unrealistisch. Es sind Gefühle aus dem Nichts entstanden. Ich kann mich im Nachhinein an einen einzigen vertrauten Moment zwischen den beiden erinnern, ansonsten war ihr Umgang miteinander von Alexandras Misstrauen und Martins schroffer Zurückhaltung geprägt. Nicht gerade eine Liebesgeschichte, die man voller Freude und mit Herzklopfen mitverfolgt. Da war das Annähern der älteren Generation viel schöner und liebevoller gestaltet!

Die Figuren und ihre Konstellation haben mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Es gab sowohl Charaktere, die man weniger mochte, als auch welche, die man richtig ins Herz schließen konnte. Da ganz vorne mit dabei war Martha, die mir mit ihrer teilweise naiven, aber auch freundlichen und aufgeschlossenen Art sofort sympathisch war. Alexandra geriet daneben stark in den Hintergrund, denn trotz ihres anfangs sehr positiven Eindrucks baute sie mit der Zeit ab, da sie, meinem Anschein nach, auch immer weniger auftauchte. Martha war viel mehr Protagonistin als sie. Martin ist ein komischer, aber sympathischer Kauz, dessen Gutherzigkeit und Hilfsbereitschaft authentisch wirkte. Hin und wieder störte seine Unbeholfenheit, endlich mal mit der Sprache herauszurücken, die oft nervige, aber gewollte Missverständnisse provozierte. Dadurch wirkte das Geschehen stellenweise schon etwas konstruiert. Umrandet werden diese Figuren von einigen Nebenfiguren, denen man Mitgefühl, Unverständnis, Antipathie und eine ganze Palette anderer Emotionen entgegenbringt, sodass man sich insgesamt gut unterhalten fühlt.

Fazit

Erwartet habe ich eine ungewöhnliche Liebesgeschichte mit tragischen Elementen, bekommen habe ich etwas völlig anderes, das dennoch auf seine Art zu überzeugen weiß. Eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, die vor allem in den Wintermonaten Freude bereiten kann und definitiv mal etwas anderes ist. Ich vergebe 3 Sterne.