Rezension

weniger ist mehr

Loslassen - Wie ich die Welt entdeckte und verzichten lernte - Katharina Finke

Loslassen - Wie ich die Welt entdeckte und verzichten lernte
von Katharina Finke

Bewertet mit 4 Sternen

Zunächst sollte der Leser grundlegend interessiert und auf der Suche nach einem „Minimalisieren“ des eigenen Lebens sein, um mit diesem Buch etwas anfangen zu können.
„Jetzt, wo ich aufschreibe, was ich alles besitze, kommt es mir vor, als wäre es viel. Dabei ist es nur ein Bruchteil dessen, was die Mehrheit der Menschen in der westlichen Welt besitzen“.

Und bis zum Sommer 2012 war das bei Katharina Finke genauso. Dass im Schnitt in der westlichen Welt ein Mensch über 10.000 Dinge, große und kleine, besitzt und sein eigen nennt. Und dann kam eine Trennung, ein Unterschlupf für einige Wochen in Portugal bei einer Freundin und vor allem, „kein Platz mehr“, zudem dann auch noch vom ehemaligen Lebensgefährten die gemeinsame Wohnung aufgegeben werden wollte.

Äußere Ereignisse, die einen gewissen Zwang zum Aussortieren nach sich zogen, dann aber eine Eigendynamik gewannen, die diese Notlage zu einer ganz eigenständigen Lebenshaltung sich entfalten ließ.
Das aus diesen Erlebnissen, den daraus folgenden grundsätzlichen Gedanken und einem nachvollziehbaren „Programm“ der Bewertung des eigenen Besitzes (nicht „was weg kann“, sondern „was braucht es wirklich“ waren da die leitenden Fragen“ „wahre Lust am Minimieren“ entstehen kann (und in den Augen der Autorin auch sollte) war eine interessante Folge, die zumindest, selbst wenn man als Leser vor solchen Schritten zurückschrecken würde, anregend zu lesen ist.

„Überlege, was für Dich wichtig ist“.

Eine Frage, die in jedes Leben eigentlich passt, mehr noch, in einer Welt, in der Konsum erste Bürgerpflicht zu sein scheint, in der an allen Ecken und Enden Verlockungen den Käufer anziehen wollen und in der eben zigtausend Dinge als Besitz vorhanden sind, kann man da noch frei atmen? Ist weniger nicht wirklich mehr, nicht nur in den großen Fragen der Ökologie, sondern auch psychisch?

„Was machst Du eigentlich mit Dienen Sachen? Ich werde mich von Ihnen trennen“. Wobei es einfach spannend zu lesen ist, dass dieses „sich trennen“ für Katharina Fink zumindest, als es an Eigendynamik gewinnt, keine „Verluste“ letztlich darstellen, sondern am Ende „Gewinn“ im Raum steht.

Und so kann mancher Leser vielleicht zumindest Mut gewinnen für kleine Schritte, wenn das Grundgefühl von allen Seiten auch ein stückweit durch die Dinge „erdrückt“ zu werden, vorhanden ist.

Woraus Fink, und das muss dann nicht jeder unbedingt als Zwang empfinden, einen „reisenden Lebensstil“ entwickelt hat, auch in Hinsicht auf den Erwerb der notwendigen finanziellen Mittel, der eine Reduktion auf wenige Dinge einfach auch nahelegt.

Leicht und locker zu lesen, prägnant beschrieben und zum Nachdenken über die „Dinge“ anregend, bietet das Buch eine gute Verständlichkeit und klare Zielrichtung. Die man allerdings auch mögen sollte, um Gewinn aus dem „Vorbild“ zu ziehen.