Rezension

Weniger überzeugend als die anderen Werke des Autoren

Miese kleine Morde
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 3 Sternen

Allgemeines:

Berühmt geworden ist Jussi Adler-Olsen mit der auf zehn Bände angelegten Krimiserie um den Ermittler Carl Mørck und sein etwas durchgeknalltes Team, mit dem er schnell seine Leserschaft für sich begeistern konnte. Für diese Reihe, in der bisher sieben Bände erschienen sind, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Zudem sind einige seiner Bücher mit großem Erfolg verfilmt worden.

Mit diesem Buch legt Adler-Olsen einen sehr kurzen Krimi vor. Miese Kleine Morde ist am 21. September 2018 bei dtv als Hardcover im Miniformat erschienen und umfasst 124 Seiten.

Inhalt:

„Wie freimütig diese Frauen doch reden! Sitzen beim Friseur und beratschlagen mit ihm oder ihrer besten Freundin, wie sie sich am besten ihres Ehemanns entledigen könnten. Lars Hansen, gerade selbst von seiner Frau verlassen und in akuten Geldnöten, muss nicht lange überlegen. Was für eine Geschäftsidee! Ja, gegen eine anständige Bezahlung kann er die Damen nachhaltig von ihren Gatten erlösen. Nur Blut darf dabei nicht fließen, auf keinen Fall. Und so scheffelt Hansen ein kleines Vermögen, der Bedarf scheint groß, seine Methode unangreifbar. Doch dann geschieht etwas, das die Konstruktion seines neuen Doppellebens maximal ins Wanken bringt.“ (Quelle: dtv)

Meine Meinung:

Dieses kleine Buch von Adler-Olsen ist wirklich ein echter Hingucker, sowohl das Format als auch die Aufmachung betreffend. Wermutstropfen: Es ist zu dünn, hat Adler-Olsen mit seiner Reihe um Carl Mørck doch bisher immer so richtig schöne dicke Krimis geschrieben, die man am Ende angekommen, wehmütig aus der Hand legt in der Hoffnung, dass bald ein Folgeband erscheint.

Ich muss gestehen, ich habe Schwierigkeiten mit diesem Buch. Adler-Olsen ist ein Meister des Krimis, er gestaltet seine Plots, seine Charaktere, seine Schauplätze intensiv und darum so spannend und lesenswert aus. In Miese Kleine Morde ist das nur schwer möglich. Auf gerade einmal 124 Seiten, von denen man getrost noch einmal 20 abziehen kann (Leerseiten) ist so etwas schwierig. Auch mit der Bezeichnung „Krimi“ kann ich nicht wirklich etwas anfangen, eine „schwarze Krimikomödie“ würde den Inhalt dieses Buches genauer beschreiben. Symbol, das sich durch das gesamte Buch zieht, ist ein Piranha, der dabei ist, einen kleineren Fisch zu verspeisen. Das ist witzig und gut gemacht und ein weiterer Hinweis für einen eher nicht ernst gemeinten Plot. Er taucht immer dann auf, wenn inhaltlich ein Ortswechsel, ein Perspektivwechsel oder Ähnliches passiert, eine originelle Idee.

Die Figur des Protagonisten ist stark überzeichnet: Ein Mann, nicht mehr in den besten Jahren, von seiner Frau verlassen und finanziell ausgenommen (so zumindest seine Perspektive, über die seiner Frau wissen wir nichts), sinnt auf Rache. Er will allen zeigen, dass er kein Langweiler ist und entscheidet sich, Auftragsmörder zu werden. Und dieses gelingt ihm sogar. Alles sehr absurd, aber witzig erzählt, das kann Adler-Olsen genauso gut wie in Passagen seiner Mørck-Reihe. Die Ausgestaltung des Plots und der „Geschäftsidee“ seines Protagonisten Lars Hvilling Hansen erfolgt an der Oberfläche, was sich von selbst versteht, da er ja nur 124 Seiten hat, um seine Geschichte zu erzählen. Dadurch verliert die Geschichte an Glaubwürdigkeit und wird teilweise so abstrus, dass man sich entweder darauf einlassen oder nur den Kopf schütteln kann. Für mich bleibt ein Kopfschütteln. Der Name seines Protagonisten ist geschickt gewählt, ein Allerweltsname in Dänemark und somit perfekt zum Bild passend, das der Leser von Hansen zunächst haben soll:

„Solange er ein unauffälliges Leben führte, konnte er sicher und zufrieden leben. Hätte man nicht oft genug gehört, dass sich Verbrecher durch übertriebenes Geldausgeben selbst verrieten? Aber das war ja ohnehin noch nie seine Art gewesen.“ (S. 81)

Da blitzt Adler-Olsens Schreibstil auf. Aber die Handlung ist vorhersehbar und dadurch nicht sehr originell.

Adler-Olsen sollte dabei bleiben, gut ausgestaltete Krimis und Thriller zu schreiben. Das ist seine Stärke. Mit Miese Kleine Morde legt er ein nettes kleines Büchlein vor, das man gut verschenken kann und das für echte Fans vielleicht ein „Muss“ ist, amüsant, um es nebenbei wegzulesen und zu schmunzeln, weil es einem durchaus auch die eigenen Fehler und Rachegedanken vor Augen führt – mehr aber auch nicht.

Miese Kleine Morde erinnert mich sehr an Ingrid Nolls Krimis wie Der Hahn ist tot oder Die Apothekerin – gemeine und amüsante Kriminalgeschichten um getötete Ehemänner. Auch ein wenig Roald Dahl ist zu erkennen. Allerdings gelingen deren Geschichten besser als diese hier.

Fazit:

Mich hat dieses Buch weniger überzeugt als Adler-Olsens andere Werke.