Rezension

Weniger wäre mehr gewesen

Blutiger Regen - Charlotte Kern

Blutiger Regen
von Charlotte Kern

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"Blutiger Regen" ist das Debüt von Charlotte Kern, einer Autorin, die unter Pseudonym schreibt und laut Verlagsangaben in Esslingen wohnt und arbeitet, wobei der Handlungsort dieses Kriminalromans jedoch Stuttgart ist.

 Zum Inhalt: Leonie Hausmann ist eine Journalistin ohne Job und alleinerziehende Mutter. Das Geld ist knapp und die Unterstützung ihrer Schwester Sybille bei der Kinderbetreuung sehr willkommen, weshalb sie wieder mit Sack und Pack bei ihrem Vater eingezogen ist.

 So richtig ins Rollen kommt die Geschichte allerdings erst durch einen Handtaschenraub, bei dem sich das Opfer Frau Deringer ist, eine respektable Schwäbin und die Vermieterin von Leonies Schwester Sybille. Im Zuge der polizeilichen Untersuchung bekommt Leonie Bilder von Verdächtigen zu sehen und stellt fest, dass sie mit einem der Jugendlichen, der als Täter infrage kommt, erst vor kurzem zufällig ins Gespräch kam und ihn sehr sympathisch fand.
 Aber der Raubüberfall ist noch das geringste Problem, denn der Inhaber einer Pizzeria sowie dessen Frau werden von einem unbekannten Täter erschossen. Die Polizei vermutet eine missglückte Schutzgelderpressung und auch für Fabian Grundmann, den ermittelnden Kriminalbeamten, sieht es ganz danach aus, als ob die italienische Mafia mittlerweile ihr Unwesen nun auch in der schwäbischen Landeshauptstadt treibt.
 Und dann ist da noch der solvente Villenbesitzer, der tot im Pool treibt und den Flavia, eine Bekannte von Leonies Bruder Bastian, von früher kennt…

Raub und Mord und Mafia – aber das ist noch lange nicht alles. Charlotte Kern verarbeitet in ihrem ersten Kriminalroman gerade dann, wenn es um die Frage nach dem Motiv geht, weitere spannende und brisante Themen, auf die ich allerdings im Detail nicht eingehen möchte, weil damit die Katze zu früh aus dem Sack wäre.

 Allerdings, und das muss ich der Autorin ankreiden, geht dies im Wust von Leonie Hausmanns Familiengeschichte leider fast komplett unter. Die Autorin schreibt und erzählt routiniert, viel zu routiniert für ein Erstlingswerk, und ich habe die Vermutung, dass ihre Romane üblicherweise eher für die weiblichen Leser gedacht sind.

 Für einen Kriminalroman ist die Konstruktion der Geschichte allerdings zu inkonsequent, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Frau Kern neben den "reinen" Kriminalfällen einfach zu viel Stoff verarbeiten wollte, was leider zu Lasten der Spannung geht. Und da ihre Protagonistin "im Schwäbischen ermittelt", muss natürlich auch noch zusätzlich von Autorenseite der regionale Aspekt untergebracht werden. Dies geschieht durch Stuttgarter Ortsbeschreibungen, durch Einschübe im schwäbischen Dialekt und durch die Erwähnung von Projekten, die für die Region typisch sind, wie z.B. Stuttgart21.

 Meiner Meinung nach hätte man auf einige Handlungsfäden durchaus verzichten und die Schilderungen des familiären Hintergrunds der Protagonistin straffen können, ohne dass dadurch die Geschichte gelitten hätte – hier wäre weniger in der Tat mehr gewesen.