Rezension

Weniger wäre mehr gewesen

Unser kostbares Leben -

Unser kostbares Leben
von Katharina Fuchs

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Ort im hessischen Taunus, zu Beginn der 1970er Jahre, geprägt durch zwei Unternehmen; eine Schokoladenfabrik und einen Chemiekonzern. Caro und Minka sind zehn Jahre alt, und genießen das unbeschwerte Leben in der Kleinstadt. Dann geschieht an einem warmen Apriltag ein schrecklicher Badeunfall, der das Leben der Mädchen für immer verändert. Im Laufe des Sommers erkennen sie, dass in der beschaulichen Kleinstadt nicht alles so ist, wie es scheint. Gut funktionierende Seilschaften von Politik und Wirtschaft sorgen dafür, dass vieles im Hintergrund geregelt wird. Die Väter von Minka und Caro, Bürgermeister und Geschäftsführer der Schokoladenfabrik, gehören ebenfalls zu dem erlesenen Kreis, der über die Geschicke der Stadt bestimmt und der das wirtschaftliche Wohl über alles andere stellt. Die Folgen sind ein verseuchter Fluss, Zerstörung der umliegenden Natur und Tierversuche für den Chemiekonzern.

Meinung

„Unser kostbares Leben“ ist ein sechshundert Seiten starker Roman, der das Lebensgefühl der 1970er und den aufkommenden Umweltschutz thematisiert. Zwar ist es ein fiktiver Roman, dennoch steckt einiges an autobiografischen Erlebnissen der Autorin in dem Buch. Was wohl auch der Grund ist, warum sie so sehr ins Detail geht. Für den außenstehenden Leser ist es allerdings zu viel an Themen, zu viel an Figuren und eben auch zu viel an Details.

In der Erzählung gibt es Handlungen und auch Charaktere, welche für die Geschichte weder wesentlich sind noch diese in irgendeiner Weise voranbringen. Manche Handlungsstränge wirken auf mich zu konstruiert, andere wiederum werden nur oberflächlich behandelt, obwohl sie aus meiner Sicht bedeutsam sind. Der Roman verliert sich zu sehr in seiner Themenfülle, dabei wird viel Potential verschenkt. Der Geschichte hätte eine Fokussierung sowohl auf ein Thema als auch auf die Charaktere gut getan. Dadurch hätte Spannung aufgebaut und gehalten werden können. So erfährt die Erzählung immer wieder Brüche, besonders an Stellen, an denen es wirklich interessant und spannend ist. Aufgrund der zahlreichen Themen und der vielen, teils unwichtigen Figuren, wird der Roman weder einer Sache noch den maßgeblichen Charakteren gerecht.

Die sechshundert Seiten teilen sich in drei Abschnitte, mit jeweiligen Kapiteln. Die drei Abschnitte spielen in den Jahren 1972, 1976 und 1980. Die Autorin besticht, wie auch in ihren vorherigen Romanen, durch einen ganz wunderbaren Erzählstil. Doch verliert sie in diesem Roman das Wesentliche aus dem Blick und schweift detailreich aus, sodass mich ihre Geschichte nicht packen konnte. Mich hat das Lesen angestrengt und ich gebe zu, dass ich einige Passagen der Einfachheit halber quer gelesen und dabei auch nichts wichtiges verpasst habe. Von dem Roman bleibt mir wahrscheinlich kaum etwas in Erinnerung, denn ich habe auch zu den drei Mädchen, den Hauptfiguren, keinerlei Bindung geknüpft. Sie haben mich emotional nicht berühren können.

 

Fazit

Dem Roman fehlt der Fokus auf das Wesentliche. Die Erzählung verzettelt sich sowohl in unterschiedlichen Themenfelder als auch in der Vielzahl ihrer Figuren und verschenkt hierdurch enormes Potential, um ein wirklich interessanter und packender Roman zu sein.