Rezension

Weniger wäre mehr gewesen

Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst. - Paula Hawkins

Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst.
von Paula Hawkins

Paula Hawkins, die Autorin, die mit ihrem Debüt „Girl on the train“ sämtliche Bestsellerlisten sprengte, versucht mit dem Nachfolger „Into the water“, vor kurzem in der deutschen Übersetzung erschienen, an den Erfolg ihres Erstlings anzuknüpfen. Ob ihr das gelingt, scheint mir aber eher fraglich.

Zum Inhalt: In Beckford, einer Kleinstadt in der englischen Grafschaft Northumberland, sind seit Jahrhunderten außergewöhnlich viele mysteriöse Todesfälle zu verzeichnen, die alle mit einer ganz besonderen Stelle im Fluss, dem „Drowning Pool“ in Zusammenhang gebracht werden können. Und immer sind es ganz besondere Frauen, die dort ums Leben kommen. Frauen, die sich außerhalb der Grenzen bewegen, die ihnen die jeweilige Gesellschaft setzt. Selbstbewusste, intelligente Frauen, die unbequeme Fragen stellen. Wie die Fotografin Danielle Abbott, kurz Nel, die nach Beckford gekommen ist, um deren Geschichten zu sammeln und zu verbreiten. Aber dann geschieht das Unerwartete, und Nel wird selbst ein Opfer des Drowning Pools. Sie hinterlässt eine Tochter, um die sich nun ihre Schwester Julia kümmern soll, aber von der Rückkehr nach Beckford ist diese so überhaupt nicht begeistert. Denn dort lauern die Geister der Vergangenheit…

Wenn ich das Buch in einem Wort zusammenfassen soll, fällt mir nur zäh ein. Das erste Drittel ist heillos mit unzähligem Personal überfrachtet, jeder erzählt irgendetwas und wirkt mal mehr und mal weniger schuldig. Überfordert hat mich diese Vielzahl der Perspektiven nicht, eher gelangweilt. Und Spannung kommt hierbei auch nicht wirklich auf, da die Charakterisierungen der Personen zum einen sehr oberflächlich sind und nicht überzeugen können, zum anderen allen Klischees entsprechen, die man sich nur vorstellen kann. Dazu das zwanghafte Bemühen der Autorin, permanent eine unheilvolle Atmosphäre durch abgegriffene Beschreibungen zu kreieren, was irgendwann den Leser nur noch nervt. Dabei fand ich die Grundidee des Plots gar nicht schlecht, aber an der Umsetzung hat es definitiv gehapert. Weniger wäre mehr gewesen, und zwar in allen Bereichen!