Rezension

Wenn Ärzte deine Feinde werden

Die Patientin - Christine Brand

Die Patientin
von Christine Brand

Bewertet mit 4 Sternen

Der blinde Nathaniel hat vor vor vier Jahren einer junge Frau das Leben gerettet, aber leider liegt sie seit dem Wachkoma. Nathaniel sah es als seine Pflicht an, sich um deren kleinen Sohn Silas zu kümmern und so besuchen die beiden einmal im Monat Carole Stein auf der Wachkomastation des Berner Spitals. Doch dieses Mal finden sie eine fremde Frau in Caroles Bett vor und der Oberarzt behauptet, Silas’ Mutter sei gestorben. Aber dafür gibt es keinerlei Beweise - kein Totenschein, keine Beerdigung, kein Grab - Nathanael bittet die befreundete Journalistin Milla Nova um Hilfe und die findet Erschreckendes heraus.

Die Geschichte um Carole Stein, die ich ja bereits aus dem ersten Buch der Reihe kenne, setzt sich hier quasi fort. Zwar wurde sie seinerzeit gerettet, liegt seitdem aber im Koma und ist jetzt plötzlich verschwunden, angeblich ist sie verstorben. Das eine Patientin stirbt und niemand benachrichtigt wird, dass das Jugendamt, dass ja nun zumindest beaufsichtigend dem vierjährigen Silas zur Seite steht, so gar keine Rolle spielt, finde ich schon befremdlich.

Experimente an Menschen

Überhaupt ist die Vorstellung, dass über Jahre hinweg etliche Komapatienten einfach so verschwinden gruselig - das niemand ihr verschwinden bemerkt, ist eigentlich noch viel gruseliger. Was allerdings mit den Menschen passierte ist noch viel schlimmer, als man es sich vorstellen kann. Sie dienen skrupellosen Wissenschaftlern als Experimentierobjekt um einen schon ewig währenden Wunsch der Menschheit zu erfüllen - das ewige Leben.

Ernstes Thema

Dieses Thema - das ewige Leben und die Suche danach - zieht sich durch das ganze Buch. Allerdings geht die Ernsthaftigkeit dieses Themas, ebenso wie des  Themas der Wissenschaft, die nicht beobachtet und kontrolliert wird viel zu oft verloren, weil Milla Nova recht unprofessionell bzw. tollpatschig ermittelt, was sicher ein bisschen zum Schmunzeln anregt.  Ich finde aber, das passt weder zum ernsten Thema noch zu einer ernsthaften Ermittlung.

One-Woman-Show

Überhaupt mutierte das Buch nach und nach zur One-Woman-Show. Es tauchen zwar sehr viele Rand- und Nebenfiguren auf, aber sie verschwinden schnell wieder in der Versenkung. Auch Millas Freund, der Polizist Sandro Bandini, taucht hauptsächlich als Liebespartner auf und nicht als Ermittler. Am meisten habe ich Nathaniel vermisst - ich mochte seine ruhige und besonnene Art. Mir fehlte auch eine Art zweiter Blick auf das ganze Geschehen, aber vor allem fehlt mir eine Person, mit der ich mitfiebern und mitleiden kann.

Ermittlerpaar

Milla ist mir nicht sonderlich sympathisch, da ich ihre Art ständig und vor allem blitzschnell Ausflüchte und Ausreden zu erfinden überhaupt nicht leiden kann. Mal ist das okay, aber ständig finde ich das nervig, noch dazu finde ich ihre Tollpatschigkeit viel zu überzogen. Ursprünglich, also im ersten Band, dachte ich, dass Milla und Nathaniel ein festes Ermittlerpaar seien, aber das scheint wohl leider nicht so zu sein. Schade - mal sehen, ob ich einen dritten Band noch lesen mag.

Mein Fazit:

Die Patientin von Christine Brand hat ein sehr spannendes Thema als Aufhänger. Trotz meiner Kritik an dem Buch war es spannend geschrieben und ließ sich flott lesen. Allerdings werde ich wohl auf einen dritten Band verzichten.