Rezension

Wenn Aufgeben keine Option ist...

Zum Aufgeben ist es zu spät! - Timo Ameruoso

Zum Aufgeben ist es zu spät!
von Timo Ameruoso

Bewertet mit 4 Sternen

"Ich sterbe. Ich liege auf der Straße und weiß, dass etwas Unverstellbares geschehen ist. Das Blut in meinem Mund schmeckt ekelhaft metallisch, ich spüre, wie es mir aus dem Mundwinkel rinnt, immer weiter, ohne Unterlass. Meine Brust schmerzt, ich bekomme kaum Luft. Mein Oberkörper krümmt sich vor Schmerzen, ich kann nichts dagegen tun. Meine Beine bewegen sich nicht, sosehr ich mich auch bemühe. Denn ich will weg hier, weg von diesem Ort der Katastrophe. Wenn ich es schaffe, von hier wegzukommen, wird alles gut."

Am 19.Mai 1995 baut der 16 jährige Timo Ameruoso mit seiner Vespa einen Unfall, aus Leichtsinnigkeit um ein Mädchen zu beeindrucken. Dieser Tag soll nun sein ganzes Leben verändern und zunächst eine wahnsinnige Herausforderung darstellen. Seine Geschichte, die Liebe zu Pferden und was er aus der Arbeit mit ihnen gelernt hat, verpackt Ameruoso nun in dem Buch "Zum Aufgeben ist es zu spät - Fünf Dinge, die Pferde uns über das Leben lehren"

"Er unterdrückt diesen Groll natürlich, weil er in zivilisierter Mensch ist, aber man merkt ihm an, dass er nicht entspannt ist, sondern unter strom steht. Wut ist jedoch ein Krafträuber, sie schluckt viel Energie, und zwar ohne Nutzen. Sie verpufft einfach irgendwohin, und man ist nicht mehr geerdet, verliert die Bodenhaftung."

Ich bin nun weder Reiter noch habe in irgend einer Weise mit Pferden zu tun, dennoch hat mich dieses Buch sehr fasziniert. Nicht nur visuell, sondern auch inhaltlich ist dies eine sehr schöne Biografie und Ratgeber zugleich. Ameruoso ist ein anerkannter Experte, wenn es um Pferde geht und Meister in seinem 'Handwerk', dass er nun auch noch im Rollstuhl sitzt, für seinen Traum gekämpft hat und trotz harter Rückschläge immer weiter gemacht hat, imponiert mir sehr. Man kann dieses Buch einfach nicht mit anderen Vergleichen, es ist eine einzigartige Geschichte und noch interessantere Blickweisen, auf ein Tier, dass nicht wie der Mensch 'Jäger' und soziales Wesen ist, sondern ein eigenes, in der Herde lebendes Beutetier. Unter den "fünf Dingen" hatte ich mir leider etwas mehr vorgestellt oder generell einfach mehr erwartet, aber den Biografie- und Pferdeliebhaber unter euch möchte ich dieses Buch schon sehr nahe legen.

"Was ich von den Pferden gelernt habe, habe ich in meinem Leben erkannt. Und deshalb sind meine Geschichte und mein Pferdewissen untrennbar miteinander verbunden. Ich erzähle sie daher parallel - meistens folge ich der Chronologie, manchmal gibt es Rückblicke, ab und zu kleine Umwege, hin und wieder unerwartete Zwischenspiele. So, wie das Leben, wie mein Leben ist und wie es sich entwickelt hat. Also auf geht's!"