Rezension

Wenn aus Glaube Fanatismus wird

Ein wenig Glaube - Nickolas Butler

Ein wenig Glaube
von Nickolas Butler

Bewertet mit 5 Sternen

Lyle und Peg sind seit über vierzig Jahren glücklich verheiratet und leben im ländlichen Wisconsin. Vor kurzem ist ihre alleinerziehende Tochter Shiloh mit dem fünfjährigen Isaac zu ihnen zurückgekehrt und Lyle und Peg genießen ihr Großelternglück. Aber gleichzeitig machen sie große Sorgen um ihre Tochter, denn während ihrer Abwesenheit scheint Shiloh sich einer radikalen Glaubensgemeinschaft angeschlossen zu haben. Auf ein mal redet Shiloh von Gott, zitiert aus dem Heiligen Schrift und betet so oft wie möglich. Besonders Lyle beobachtet ihre Entwicklung mit Skepsis. Doch je stärker er sein Unbehagen zum Ausdruck bringt, umso heftiger reagiert Shiloh. Als Lyle und Peg herausfinden, welche Rolle der Enkelsohn Isaac in der religiösen Gemeinde spielt und der Sekte seiner Sicherheit und seine Gesundheit bedroht, sind die gezwungen eine folgenschwere Entscheidung zu treffen...

Liebevoll und einfühlsam erzählt Herr Butler eine tragische Familiengeschichte. Ohne großen Tamtam, mit leisen Tönen aber sehr bildhaft nimmt er die Leser ins Lyle's und Peg's leben. Aber auch über deren Umfeld berichtet er sehr berührend. Das Ehepaar hat sich lautlos in mein Herz geschlichen. Die beiden stellen sich an ihren Verzweifel, dabei verlieren sie nie die Geduld, die bleiben optimistisch und liebevoll. Peg und Lyle muss man einfach lieben. Ihre Hilfslosigkeit, die darunter erlitten, hat mich total mitgenommen und am liebsten wollte ich Shiloh an den Haaren ziehen. Ihre verhalten gegenüber eigenes/einziges Kind und gegenüber ihre Adoptiveltern hat mich total aufgewühlt.

Der Autor geht mit der schwierigen Thematik behutsam und sensibel. Er verurteilt Gott, Glaube und Gläubige nicht, zieht eine grade Linie zwischen Glaube und Fanatismus und zeigt den Leser wie tröstlich der Glaube ist, wenn man ihm nicht fanatische Weise und blind folgt.

Ein Roman die auf wahren Begebenheiten beruht und zum Nachdenken anregt. Es ist eine berührende Geschichte, die mich traurig und nachdenklich zurückgelassen hat.