Rezension

Wenn Blumen dein Leben komplett verändern

Der Blumensammler
von David Whitehouse

Was würdest du tun, wenn du einen Liebesbrief findest, in dem 6 unglaubliche Blumen aufgezählt sind? Tja, heute vielleicht das Internet befragen, doch im Jahre 1983 war dies nicht möglich. Würdest du aufgrund des Briefes alle 6 Blumen einmal live sehen wollen? Ich kann ganz klar sagen, nein. Doch ich verstand Peter, da dieser damit seinem Leben einen gewaltigen Ruck nach vorne brachte. 

 

Blumen und allgemein Pflanzen gehören leider nicht unbedingt zu den Geschöpfen, die in meinem Umfeld ein tolles Leben führen würden, da der sprichwörtliche „grüne Daumen“ an andere Personen verteilt wurde. Trotzdem wollte ich es mit dieser Geschichte aufnehmen, da sie einen gewissen Hoffnungsschimmer ausstrahlte. Doch gerade zu Anfang hatte ich erhebliche Probleme in das Buch zu kommen. Die Ereignisse der ersten 100 Seiten waren so verwirrend, das ich kurz davor war, es vorzeitig zu beenden. Der schnelle Sichtwechsel, der Personen zeigte, welche ich nicht kannte und auch nicht so ganz erklärt bekam. Dove, der noch nicht so recht im Leben angekommen ist, Hens, der Womanizer, Professor Cole, der in einem Wal einen Flugschreiber findet usw., denn die Liste würde so schnell kein Ende nehmen. Ich verstand den Zusammenhang nicht und konnte nicht einmal erahnen, was diese Personen miteinander verband. 

 

Genau hier war ich froh, das Buch nicht abgebrochen habe. Denn was sich anfangs noch als komplett verknorkeltes Wollknäuel darstellte, entfusselte sich langsam und zeigte eine liebevolle Geschichte, welche so nach und nach immer mehr Sinn ergab. Immer öfter lugten die AHA-Momente hindurch und ich erfreute mich daran, etwas so schönes zu lesen. Das klingt vielleicht übertrieben, aber ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, da ich immer mehr wissen wollte. 

 

Auch wenn die Geschichte nicht von Anfang an mein Geschmack war, so konnte der Schreibstil, ab der ersten Seiten voll überzeugen. Ich mochte es, das der Autor das richtige Maß an Details preisgab und mir damit immer noch die Möglichkeit gab, sie mir selbst zusammenzusetzen. So durchstreifte ich mit Peter durch Wälder oder befand mich mit Professor Cole in der Tiefe der Meere. Neben dem Schreibstil war es auch die Charaktergestaltung selbst, welche mich ansprach, da keine Stereo-Typen gewählt wurden, sondern Personen des echten Lebens, an die man aber überhaupt nicht denkt. Oder habt ihr euch je gefragt, wer die Tatorte reinigt oder euch an der Notruf-Hotline einen Krankenwagen zukommen lässt? 

 

Den wohl wichtigsten Punkt habe ich mir bis zum Ende aufgespart, und zwar die Blumen selbst. Wie bereits erwähnt sucht Peter 6 Blumen, bei welchen es sich nicht um die Schönsten oder farbigsten ihrer Zunft handelte, sondern um die Seltensten. Blumen die nur alle paar Jahre blühen, eine enorme Größe erreichen können oder einfach nur fragwürdige Plätze haben, an denen sie wachsen. Alle 6 waren sehr interessant und trotzdem hätte ich mich gefreut, wenn man wenigstens ein Bild und sei es nur illustriert, eingefügt hätte. Denn das Suchen im Internet nahm dem Buch dann irgendwie wieder Flair weg. Vielleicht hätte man auch den Brief abdrucken können. Aber ein Bild der Blumen hätte mir vollkommen gereicht. 

 

Die letzten Seiten des Buches waren schließlich eine wahre Offenbarung. Ich musste die Geschichte erst einmal sacken lassen, da das Erlebte so viele Gefühle in mir wach rief. Trotzdem würde ich das Buch jederzeit wieder beginnen, nur um noch einmal in diese unglaubliche Geschichte tauchen zu dürfen. 

Mein Fazit

 

Dieses Buch war wie eine Blume. Erst geschlossen und voller Geheimnisse, zeigte es beim Aufblühen, was wirklich in ihm steckte. Emotionen, Abenteuer und eine ganze Menge Liebe schlummerten hinter den Seiten und zeigten mir, was wahre Schönheit tatsächlich von innen kommt.