Rezension

Wenn das Leben eine neue Wendung nimmt

So weit die Störche ziehen - Theresia Graw

So weit die Störche ziehen
von Theresia Graw

Bewertet mit 4 Sternen

Ein historischer Roman, der auf unterhaltsame Weise eine Familiengeschichte mit einer Lovestory verbindet

Ostpreußen im Jahr 1939: Dora Twardy wächst behütet auf dem Pferdegestüt ihrer Familie auf. Die Tochter des Gutsherren führt ein sorgenfreies Leben. Doch mit dem Zweiten Weltkrieg ändert sich für sie alles. Als die deutsche Wehrmacht Polen angreift, muss Dora schlagartig erwachsen werden. Ihr Vater wird eingezogen. Die 16-Jährige muss die Verantwortung für den Hof übernehmen und für den Erhalt des Familienbesitzes kämpfen. Auch in der Liebe steht sie vor einer schwierigen Entscheidung…

„So weit die Störche ziehen“ ist ein Roman von Theresia Graw.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in 32 Kapitel mit einer angenehmen Länge untergliedert sind. Die Handlung umfasst mehrere Jahre. Erzählt wird aus der Perspektive von Dora. Der Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist einfühlsam, atmosphärisch und bildhaft. Anschauliche Beschreibungen und viel wörtliche Rede machen das Geschehen  lebendig.

Dora, die Protagonistin, ist ein realitätsnaher Charakter. Ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte ist nachvollziehbar und authentisch. Während sie mir am Anfang mit ihrer naiven und unreifen Art noch recht unsympathisch war, ist sie mir später zunehmend ans Herz gewachsen. Auch die übrigen Figuren wirken facettenreich und glaubhaft.

Gut gefallen hat mir, dass der Roman auf der wahren Familiengeschichte der Autorin basiert. Fakten und Fiktion hat sie auf gelungene Weise miteinander verknüpft. Dabei ist dem Buch auch eine fundierte Recherche anzumerken. Im interessanten Nachwort ist zu erfahren, welche Personen und Begebenheiten Theresia Graw zu der Geschichte inspiriert haben.

Ein weiteres Plus ist für mich, dass der Roman in sich abgeschlossen ist. Entgegen des aktuellen Trends der Familiensagas wird die Geschichte nicht künstlich auf mehrere Bände gestreckt.

Obwohl der Roman mit mehr als 600 Seiten ziemlich umfangreich ist, kommt er weitestgehend ohne Längen aus. Spannende Ereignisse und einige Wendungen machen die Geschichte kurzweilig, aber nicht übertrieben dramatisch. Zugleich ist sie emotional bewegend und kommt erfreulicherweise ohne nennenswerten Kitsch aus.

Das stimmungsvolle Cover wirkt ein wenig austauschbar, ist aber dennoch ansprechend gestaltet. Der poetisch anmutende Titel passt gut zur Geschichte.

Mein Fazit:
„So weit die Störche ziehen“ von Theresia Graw ist ein historischer Roman, der auf unterhaltsame Weise eine Familiengeschichte mit einer Lovestory verbindet. Eine empfehlenswerte Lektüre für schöne Lesestunden.