Rezension

Wenn der Fiebertraum nicht enden will

Dreikönigsmord - Bea Rauenthal

Dreikönigsmord
von Bea Rauenthal

Bewertet mit 4 Sternen

Als Polizistin muss man immer einsatzbereit sein, dass spürt die Kommissarin Jo Weber an ihrem freien Sonntag nur zu deutlich. Nach einem hässlichen Streit mit ihrem Lebensgefährten, dem Staatsanwalt Friedhelm spürt sie die kräftezehrende Erkältung in allen Gliedern, als dann aber der Anruf einer Kollegin sie aus den Federn klingelt, fügt sie sich ihrem Schicksal und erfährt prompt, dass der Frauenheld Lutz Jäger ebenfalls gerufen wurde. Am Tatort stellt sich schnell heraus, dass die Leiche im Tonboden gut konserviert wurde und mit fast 600 Jahren auf dem ausgezehrten Buckel eher von archäologischem Interesse ist. Auf dem Heimweg verliert Jo auf spiegelglatter Straße die Kontrolle über das Fahrzeug und knallt samt Lutz gegen einen Baum, der sie anscheinend in das 14. Jahrhundert katapultiert. Sie erwacht als reiche Erbin und steht im Clinch mit ihren Schwägern, um die zahlreichen Webstühle. Ihr Widerwillen wird noch größer, als Lutz plötzlich um Einlass bittet und sich im Mittelalter schon ganz gut arrangiert hat. Ist das alles nur ein komatöser Fiebertraum oder eine Zeitreise des Grauens? Die Äbtissin des Klosters hat da ihre ganz eigene Theorie und schon wird der erste Tote gefunden.

Mir hat die Umsetzung von Bea Rauenthals „Dreikönigsmord“ sehr gefallen, denn gleich zwei Polizisten der Neuzeit gemeinsam auf Zeitreise zu schicken, bedeutet auch doppelten Spaß und noch mehr Reibungspunkte der Streithähne. Auch die Nebencharaktere sorgen für Unterhaltung, allen voran die fleißige Hauswirtschafterin Katrein oder auch Lutz' Fußball bzw. Kohlkopf-Mannschaft, die nicht mittelalterlich verstaubt sind und für ihre neuen Freunde sogar einen Gottesdienst stürmen würden.
Insgesamt würde ich diesem Werk vielleicht nicht den Stempel „spannend bis zum Umfallen“ geben, aber er hat andere Qualitäten! Wer historische Romane und Krimis gleichermaßen gerne liest und dazu noch gerne schmunzelt, hat mit dem ungleichen Paar vielleicht ein neues Traumduo gefunden. Die Auflösung ist dann sogar überraschend und durch den angenehmen Schreibstil fliegen die beiden wie in einem Ballon von Indiz zu Indiz, obwohl besonders Josepha durch das Fehlen moderner Hilfsmittel erst einmal ins Trudeln gerät und verkrampft nach möglichen DNA-Spuren suchen will.
Die Entdeckung, dass noch zwei weitere Fälle („Karfreitagsmord“ & „Fronleichnamsmord“) beinahe ohne Pause folgen, haben mich jedenfalls gefreut und ich bin gespannt, auf welche Weise Jo und Lutz dieses Mal miteinander auskommen.