Rezension

Wenn der Regen den Tod bringt

Rain - Das tödliche Element - Virginia Bergin

Rain - Das tödliche Element
von Virginia Bergin

Bewertet mit 4 Sternen

Samstag und Partyzeit! In Rubys schönstem Moment - gerade als sie ihren Schwarm Caspar küsst -   kommt es zu einer dramatischen Veränderung. Der giftige Regen bricht über die Welt herein und beschert den Untergang.

Bei „Rain. Das tödliche Element“ handelt es sich um einen Endzeitroman im Jugendton, der mir unheimlich gut gefallen hat.

Der Regen hat es wirklich in sich und die Menschen sterben auf abscheuliche Weise. Sobald man mit dem Nass in Berührung kommt, hat man nur mehr wenige Stunden zu leben, die noch dazu sehr qualvoll sind. Wer aus Versehen davon trinkt, stirbt sogar einen noch schlimmeren Tod.

Daraufhin stürzt die Menschheit - sofern man noch davon sprechen kann - in ein furchterregendes Chaos und die Jugendliche Ruby ist mittendrin. Anfangs verschanzt sie sich noch mit ihrer Familie im Haus, doch leider sterben ihre Liebsten den grausamen Regentod. Daraufhin macht sich Ruby daran, ihren leiblichen Vater zu finden, der doch noch am Leben sein muss …

Protagonistin Ruby hat mir gefallen, obwohl ich mir denken kann, dass sie nicht bei allen Lesern gut ankommen wird. Sie ist jung, sie ist ein Teenager und mit einer grauenhaften Realität konfrontiert. Vor Regen und Wasser allgemein muss man sich hüten, Körperpflege ist ein Ding der Unmöglichkeit und der brennende Durst treibt einen die Tränen in die Augen, wenn der Körper noch welche produzieren würde. Dabei geht Ruby ihre Situation mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus, Ironie und noch mehr Ignoranz an. Sie weigert sich häufig die Realität zu akzeptieren und zieht teilweise knallhart ihr Teeniegehabe durch. Dazu zählt, dass sie sich in Geschäften an Designerklamotten bedient oder sehr großen Wert auf ihr Make-up legt.

Das mag wahrscheinlich in Anbetracht der Situation eher unpassend sein, aber ich kann sie ganz gut verstehen. Schon bei kleineren Problemen im Leben - ich rede jetzt nicht von zehntausend Todesfällen und dem Weltuntergang - haben wir Menschen die Neigung, sie einfach auszublenden und unserer Seele etwas Gutes zutun. Für mich ist Ruby daher sehr realistisch dargestellt, weil man schnell mal die Flucht in Träumereien antritt, wenn die Realität gar so hartgesotten ist.

Vom Weltuntergang bzw. vom Ende der Menschheit wird von Ruby persönlich erzählt. Im jugendlichen Plauderton lässt sie den Leser an ihren Gedanken teilhaben, manchmal zieht man dabei die Brauen hoch, oder denkt sich, Mädel, schau’ doch bitte der Wirklichkeit ins Gesicht. 

Denn Ruby hat schon die Gabe, durch ihre Ignoranz in lebensbedrohliche Situationen zu geraten, die nicht notwendig gewesen wären.

Die Handlung an sich ist sehr typisch für einen Endzeitroman und dennoch eher ruhig erzählt. Es kommt zu grausamen Ereignissen, manches Mal trieb es mir die Tränen in die Augen, nur um dann wieder über Rubys Ironie den Kopf zu schütteln, weil sie nicht weiß, wie sie die Dinge nehmen soll.

Meiner Meinung nach richtet sich „Rain. Das tödliche Element“ an junge Leserinnen und Leser, die wie ich gern das Ende der Welt erleben, ohne tatsächlich dabei zu sein. Wenn man mit dem flapsigen Jugendton umgehen kann und diese typisch-amerikanischen Blockbuster-Art manchmal mag, dann wird man bestimmt auch Ruby mögen und mit ihr hoffentlich dem tödlichen Regen entgehen.

Die Reihe:
1) Rain. Das tödliche Element
2) Storm. Die Auserwählte