Rezension

Wenn der Schiller mit dem Goethe...

Die Affäre Carambol - Stefan Lehnberg

Die Affäre Carambol
von Stefan Lehnberg

Wieder einmal wandeln zwei berühmte Literaten auf fremden Pfaden: Geheimrat von Goethe und sein Freund Hofrat Schiller ermitteln in einem äußerst delikaten Fall in Goethes Geburtsstadt Frankfurt. Jemand scheint ein großes Interesse an einem Krieg zwischen der Stadt und Frankreich zu haben; denn er provoziert Bonaparte auf vielerlei Art. Der Stadtrat jedoch will eine kriegerische Auseinandersetzung auf jeden Fall verhindern   -  mit Goethes Hilfe. Und so geraten die zwei Poeten, die eigentlich nur Goethes Mutter besuchen wollten, unversehens mitten hinein in ein turbulentes Abenteuer   -  und mehr als einmal in Lebensgefahr.

Goethe als studierter Advokat und Schiller als ehemaliger Militärarzt ergänzen sich bestens als Ermittlerteam. Erfindungsreich, aber manchmal auch tollkühn, stürzen sie sich in das Unternehmen, die Stadt Frankfurt vor einer drohenden Belagerung Napoleons zu bewahren.

Wie bereits im ersten Teil seiner Goethe-Schiller-Krimis mischt Lehnberg mit größtem Vergnügen geschichtliche Fakten und Fiktion, historische Personen und Fantasiefiguren. Er lässt das „Franckfurth“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts auferstehen und sorgt für Lokalkolorit, mit der unvollendeten Paulskirche, dem Carambolspiel (eine Art Billard mit nur drei Kugeln in rot, weiß und gelb) in der Taverne „Zum schwarzen Eber“ oder einer wilden Verfolgungsjagd durch die alten Gassen.

Augenzwinkernd gibt der Autor menschliche Schwächen der Dichter preis; das Geplänkel der beiden Großen untereinander und Schillers spitze Bemerkungen über Goethes Amouren geben dem Roman zusätzlich Würze. Flott geschrieben und  -  so finde ich  -  spannender als im ersten Band entrollt sich der Plot, immer wieder ironisch untermalt von kleinen Indiskretionen und Respektlosigkeiten. Eine sehr amüsante Freizeitlektüre!